26. April 2016
Julia & Claas - vom Mai 2010
Claas und ich lernten uns in der Schulzeit kennen. Es war die erste langfristige Beziehung für uns Beide. Da wir noch sehr jung und unerfahren waren (16 und 18 Jahre) wurden wir sozusagen „zusammen erwachsen".
Durch Praktikum, Ausbildung, die erste gemeinsame Wohnung, Studium, die Trennung im Auslandsjahr und den darauf folgenden Jobs entwickelten wir uns immer weiter und lernten jedes Mal eine neue Seite von uns kennen. Unsere Beziehung stand bisher nie still und das ist vielleicht unser Erfolgsrezept.
Die Zeit verging so schnell... im Januar 2008 feierten wir ein rundes Jubiläum. 10 Jahre!
Kurz nach unserem Jahrestag saßen wir an einem kalten Winterabend zusammen mit einer Flasche Rotwein auf dem Sofa und redeten bis in die Nacht. Es war ein intensives Gespräch, in dem wir über Vergangenes sprachen und uns gegenseitig von unseren Wünschen für die Zukunft erzählten. Wir kamen auf das Thema Hochzeit.
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals!
Wir lachten und flachsten herum und tasteten uns an Datum und Ort heran. Claas hatte kein Wunschdatum im Sinn. Mein Traumdatum war der 08.08.08. Ich liebe gerade Zahlen und die Zahl 8 steht für einen glücklichen Anfang. Und sieht die 8. nicht wie zwei ineinander verschlungene Ringe aus? Doch mir war klar, dass es im Januar nicht mehr so einfach sein würde noch einen freien Termin zu bekommen.
Ich sprach Claas auf den Heiratsort an. Bei einem gemeinsamen Urlaub hatten wir die Trauungsmöglichkeit zusammen entdeckt und ich hatte dieses Fleckchen Erde niemals aus den Kopf bekommen.
Ich erinnerte Claas daran und überraschte ihn sogar mit einem Prospekt, der ein paar nützliche Informationen enthielt. Das Infoblatt hatte ich mir schon heimlich vor zwei Jahren schicken lassen und in meinem Sekretär für den Tag der Tage aufgehoben. Claas fand das sehr lustig und witzelte darüber, dass ich ja mal wieder Bestens vorbereitet wäre. Er war sofort einverstanden und fand, dass wäre der beste Ort für unsere Hochzeit. Wir waren uns einig, wir wollten es wagen!
In dieser Nacht schrieb ich eine E-Mail an den dortigen Standesbeamten mit der Anfrage ob am 08.08.08 noch ein Termin frei wäre. Am nächsten Morgen fand ich schon die Antwort des Standesbeamten in meiner Eingangsbox. Es war noch ein Termin am 08.08.08 um 11:00 Uhr frei! In dieser Nacht legten wir den Grundstein für unsere Hochzeit. Wir planten nun im Seemannshus auf der Insel Langeoog zu heiraten.
Wir beschlossen heimlich und nur zu Zweit auf der Nordseeinsel den Bund fürs Leben einzugehen. Diesen wichtigen und einmaligen Schritt wollten wir als Paar nur für uns genießen und unsere Liebe feiern.
Als kleines Mädchen träumte ich von einem typischen Hochzeitskleid mit viel Spitze und einem langen Schleier. Doch nun im Alter von 27 Jahren fand ich solch ein Kleid für eine „Inselhochzeit" nicht passend. Zu feierlich und aufgeplustert. Es passte nicht zu Sommer, Sonne und Strand und auch nicht zu mir, die einen ungezwungenen glücklichen Tag erleben wollte. Natürlich wollte ich wie eine Braut aussehen- doch ich wollte etwas Leichtes und Fröhliches. Ich hatte Glück! Ich entdeckte ein naturweißes, knielanges Kleid im Empire-Stil. Dazu fand ich ein breites Muschelarmband im gleichen Ton wie das Kleid. Als Brautschuhe suchte ich mir naturweiße Peeptoes mit einer kleinen Schleife aus.
Alles sehr schlicht und schön. Ich war begeistert.
Sehr schnell fanden wir unsere Eheringe bei MARRYING.
Dort ließen wir in unsere Ringe einen Text eingravieren: „Tougher than the Rest".
Dieser Satz bedeutet für uns nicht, dass wir stärker oder besser sind als andere. Er erinnert uns daran, dass wir immer zusammengehalten haben und egal was auf uns zukommen wird - wir wissen: Zusammen werden wir es schaffen!
Wir planten also unsere Hochzeit und weihten niemanden ein. Natürlich war es schwer nicht über diese spannende und leuchtende Zeit zu reden - gerade mit meiner Mama. Doch wir hatten einen guten Plan der aufgehen sollte.
Wir reisten einen Tag vor der Hochzeit auf der Insel an. Am Abend überraschte ich Claas mit einem T-Shirt für ihn und für mich. Auf seinem T-Shirt stand: „Germanys next top husband" und mein Name und unser Hochzeitsdatum. Auf meinem stand natürlich „Germanys next top wife" und auf dem Rücken stand mein Vorname und in großen Lettern mein neuer Nachname. Wir zogen unsere T-Shirts über und ich bestand auf eine wilde letzte Nacht in Freiheit - wir hatten viel Spaß!
Mir stand an diesem Abend auch eine Überraschung bevor. Claas ging vor mir auf die Knie und machte mir einen wundervollen Heiratsantrag. Damit hatte ich nicht gerechnet und ich war sehr gerührt.
Am 08.08.08 war ich wahnsinnig aufgeregt. Ich machte mich am Morgen im Hotelzimmer fertig und wartete auf Claas der meinen bestellten Hochzeitsstrauß beim Blumenladen abholte. Der Strauß war wunderschön. Ein bunter, wilder Duftstrauß bestehend aus cremefarbenen Rosen, Inselrosen (Heckenrosen), Duftwicke, weißer und rosa Phlox, pinken Nelken, Schleierkraut und Muscheln.
Auf der Insel hat man keine weiten Wege. Zu Fuß machten wir beide uns auf den Weg zu heiraten. Auf den Straßen wurde wir von Inselgästen und Insulanern gegrüßt und es wurden uns die besten Wünsche mit auf den Weg gegeben.
Langeoog hat mit dem Seemannshus einen einmaligen Ort zum Heiraten geschaffen. Das Seemannshus ist ein altes, liebevoll erhaltenes Insulanerhaus von 1844 mit Wohnstube, Veranda und vier Gästezimmern, in dem das Museum des örtlichen Heimatvereins untergebracht ist. In der ehemaligen Wohnstube, der romantischen Friesenstube, fand unsere Eheschließung statt. Unser Standesbeamter gestaltete eine sehr persönliche Trauung und es wurde vor Rührung geweint und vor überschäumender Freude viel gelacht.
Der schönste Moment war für mich, als mein frischgebackener Ehemann mich kurz nach der Trauung ganz stolz und voller Liebe ansah. Mich durchfuhr es wie ein Schlag und ich war wahnsinnig glücklich.
Als Erinnerung wurde nach der Trauung ein roter Backstein mit eingraviertem Datum und unseren Initialen im Innengarten des Seemannshus ins Pflaster eingelassen. Wir durften diesen Stein gemeinsam in die Erde setzen und es war ein schöner Augenblick.
So hat man in den kommenden Jahren immer wieder einen Anlaufpunkt und kann an seinem Hochzeitstag den gemeinsamen „Stein" besuchen und ein bisschen in Erinnerungen schwelgen.
Wir hatten uns dafür entschieden aus Aurich eine Fotografin kommen zu lassen. Die an unserem Hochzeitstag auf Langeoog Fotos von uns machen sollte. Für uns als Erinnerung aber auch nachträglich für unsere Familien. Nach der Trauung machte die Fotografin mit uns Fotos am Strand, am Wasser und in den Dünen und hielt unser Glück in Bildern fest. Man merkt auf den Bildern das wir frei, ungezwungen und einfach glücklich sind.
Am 08.08.08 trafen auch pünktlich bei unseren Familien und Freunden die Hochzeitskarten ein. So erfuhren alle von unserer Trauung und wurden gleichzeitig zu unserer Hochzeitsfeier eingeladen, die 14 Tage später am 23.08.08 in unserem Heimatort Bremen auf dem Theaterschiff stattfinden sollte. Die Überraschung war uns gelungen! Natürlich liefen die Telefondrähte an diesem Tag heiß!
Am 23.08.08 feierten wir mit 60 Personen auf dem Bremer Theaterschiff. Wir hatten die Bühne 3 mit weißen Luftballons geschmückt. Alle Tische waren mit weißen Rosen, Muscheln, Sand und Kerzen in hohen Gläsern eindekoriert. Wir begrüßten alle mit einem Glas Sekt und dann vor dem Essen kam die große Überraschung für Alle. Vor unseren Familien und Freunden ließen wir uns von einer freien Theologin noch einmal auf dem Schiff trauen. Gerade für unsere Familien eine große Freude!
Danach ließen wir Luftballons steigen. An den Luftballons hingen Karten auf denen unsere Gäste uns ihre guten Wünsche für unsere Ehe geschrieben hatten. Nach dem Essen tanzten und feierten wir zu guter Musik. Wir hatten keine Platz- oder Kleiderordnung. So wurde es eine ungezwungene Feier. Unseren Eröffnungstanz tanzten wir zu Udo Jürgens „Ich weiß was ich will!" Unsere Hochzeitstorte war in der Form der Insel Langeoog gestaltet und wurde um 24:00 Uhr hereingetragen und von uns allen bewundert und verspeist.
Der Brautstrauß wurde mit viel Spannung geworfen. Jeder Gast bekam eine Hochzeits-Einwegkamera um seine Erinnerungen an die Hochzeitsfeier festzuhalten. Die Kamera durfte jeder mit nach Hause nehmen. Ein Foto sollte uns jeder Gast für unser Hochzeitsalbum zukommen lassen. Teilweise sind dadurch super Fotos entstanden- die wir sonst so nie bekommen hätten!
Die Feier war ein gelungener Abschluss unserer Hochzeit. Noch jetzt hören wir von unseren Hochzeitsgästen, dass sie noch keine Hochzeit gefeiert hätten die so authentisch, entspannt und fröhlich war wie unsere. Doch für mich ist das Wichtigste: Wir waren an diesen Tagen einfach glücklich. Und schöner kann ein neuer Anfang ja nicht sein- nicht wahr?