26. April 2016
Mit Megaphon auf dem Jenaer Weihnachtsmarkt
Am 28.11.2015 sollte es endlich soweit sein. Der Tag, auf den die meisten Frauen hinfiebern. So auch ich!
Natürlich war ich völlig ahnungslos, als fast die gesamte Familie für ein Wochenende nach Thüringen, in unsere Heimatstadt Jena, aufbrach. Schließlich haben wir den Weihnachtsmarkt auch die Jahre davor schon regelmäßig mit der Familie besucht. Das diesmal auch meine zukünftige Schwiegermutter dabei war wurde mir recht plausibel erklärt. Sie wolle halt sehen wo ich gebürtig her komme, so ihre Aussage. Ohne weiter darüber nachzudenken haben wir dann also unser Tour nach Thüringen geplant. Die knapp 450 km nahmen wir jedes Jahr in Kauf, um ein schönes Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt zu verbringen. So auch Ende November 2015.
Am zweiten Abend war es dann soweit. Wir trafen uns mit den restlichen Familienmitgliedern, die nach wie vor in Thüringen lebten. Die Familie meines Vaters. Wir sehen uns leider nicht sehr oft, aber dafür war die Wiedersehensfreude umso größer. Wir waren eine recht große Gruppe, für einen normalen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Hätte ich bei 18 Leuten stutzig werden müssen? Die Freude, alle um mich herum zu haben, war aber einfach zu groß und so blieb ich weiterhin ahnungslos. Wir standen in kleinen Grüppchen verteilt auf dem Weihnachtsmarkt und tranken Glühwein. Ich unterhielt mich mit meinen Cousinen, die ich schon ein paar Monate nicht gesehen hatte. Irgendwann fiel mir auf, dass mein Freund nicht zu sehen ist und ich fragte neugierig in die Runde. Mein Vater erwähnte gelassen, dass die beiden auf der Toilette waren und mein Freund jemanden getroffen hatte, der eine "Fendt" Mütze trug. "Typisch Ulf" dachte ich mir. Als leidenschaftlicher Landwirt fällt ihm eine Mütze mit Traktor-Logo natürlich auf.
Schulterzuckend widmete ich mich wieder meinem Glühwein und dem Gespräch mit meinen Cousinen. Mir fiel gar nicht direkt auf, dass es auf dem gesamten Weihnachtsmarkt verdächtig ruhig wurde, als ich von meinen Cousinen aufmerksam gemacht wurde und nach oben guckte. Da wo gerade noch die Turmbläser standen, die zur Weihnachtsmarktzeit dort eine Stunde lang ein Konzert geben, stand mein Freund. In den Fenstern des Historischen Rathauses. Mit einem Megaphon! OMG Ich habe sofort kapiert, was er da oben macht. Und dann versuchte ich auch schon mit den Tränen zu kämpfen. "Achtung, Achtung!" schallte es aus dem Megaphon. "Ich bitte um Aufmerksamkeit. Sie fragen sich sicher, was will der Bekloppte da oben. Ja das frag ich mich eigentlich auch, aber es ist halt nun mal so". Den ersten Schock versuchte ich mit Nippen an meinem Glühweinglas zu überspielen. Leider ohne Erfolg. Ich versuchte aufmerksam zu zuhören, aber ich war so aufgeregt und versuchte nur die Tränen zu unterdrücken.
"Sie ist schon vor Jahren mit einem Teil der Familie in meine Heimatstadt gekommen, nach Köln bzw. in die Nähe von Köln und der Rest der Familie ist in Jena geblieben. Und jedes Jahr kommen wir nach hier, auf den Weihnachtsmarkt, um natürlich die Heimatstadt von meiner Freundin wieder zusehen. Und was soll ich sagen, ich stehe jetzt hier oben. Der einzige Grund warum ich hier oben stehe, ich bin total aufgeregt, aber es ist halt einfach so, ich frage dich mein lieber Schatz vor all diesen Leuten in deiner Heimatstadt: Möchtest du meine Frau werden?" Der ganze Weihnachtsmarkt brüllte Jaaaaaaaa und applaudierte. Ich jedoch bekam nur ein kleines Nicken zustande mit dem Kloß im Hals. Er hätte mein Ja wahrscheinlich eh nicht gehört. Die erste Gratulantin war meine Oma, die während des Antrags nicht von meiner Seite gewichen ist. Dann kam auch schon meine zukünftige Schwiegermutter und fiel mir schluchzend um den Hals. Die gesamte Familie freute sich für mich und gratulierte mir zur Verlobung, bis dann auch, nach einer gefühlten Ewigkeit, mein Schatz kam und mir den Ring ansteckte. Er fragte mich ob ich überhaupt Ja gesagt habe. Diesmal war mein Ja kräftig und nicht zu überhören.
Im Anschluss haben wir im Kreise der Familie noch ausgiebig gefeiert. Es war ein absolut toller Abend, an den ich mich hoffentlich noch lange erinnern werde.
Meine Cousine hat den Antrag mit einer Kamera festgehalten und einen tollen Film daraus gebastelt (auch die Tatsache, dass eine Kamera dabei war, machte mich nicht stutzig, da sie immer mit einer Kamera unterwegs ist).
Seht selbst, aber Achtung: Tränengefahr!
https://www.youtube.com/watch?v=fY4zW-z-tJ8