26. April 2016
Ein Fallschirmsprung mit perfekter Landung
Marcel plante einen Fallschirmsprung mit seiner Liebsten und zwei Freunden. Er sprang als Erster und seine Freundin als nichts ahnend als Letzte. Als diese endlich auf der Erde ankam, wurde sie schon von Freunden, Familie, Musik und ihrem Freund erwartet.
Hier geht es zum Voting...
Der Antrag im vollen Wortlaut:
Ich habe diesen Antrag ungefähr 3 Monate vorbereiten müssen. Man nehme:
*Eine ahnungslose indische Frau, namens Reshma
*Ein sehr ausgefuchster deutscher Mensch, namens Marcel
*Ihre beste Freundin Özlem, sein bester Freund Ümit, die dabei mit gemacht haben
*Der längste beste Freund namens Amir, der am Boden alles nach meinen Vorgaben koordiniert hat (mit Händen und Füßen teilweise)
*Beide Familien sowie alle Freunde
*Einen Cellist
*Ein ganz tolles Fallschirmspringer Team
Ich bin nun seit über 3 Jahren mit ihr zusammen und habe Anfang 2012 den Entschluss gefasst, ihr einen Antrag zu machen.
Der Antrag sollte persönlich und besonders sein... was da aber draus wurde, damit hat keiner gerechnet.
Reshma will mich schon seit 3 Jahren dazu überreden, mit ihr aus dem Himmel zu springen. Ich sagte immer wieder, dass ich zwar verrückt bin, aber nicht so verrückt.
Ich wollte schon immer einen Antrag mit klassischer Untermalung haben. Also reiften in mir einige Ideen. Viele Ideen wurden verworfen, an einigen, wie z. B. der Tandemsprung, wurde festgehalten.
Also sollten eigentlich folgende Elemente beinhalten: Klassische Musik (Cello), der Antrag, all unsere Freunde und Familie, maximale Ablenkung und vor allem: Maximale Überraschung.
Der Abend kam, wo wir zu viert zusammen saßen und die 3 mich bearbeiteten. "Ich müsste unbedingt mit, tolles Angebot, günstig, wenn du nicht mit springst, dann bist du kein Mann (O-Ton Reshma)"
Nach einer langen und reich diskutierten Nacht, stimmte ich nach 3 Stunden Bearbeitung von Reshma und unseren besten Freunden zu. Allerdings nur unter einer Bedingung: "Ich spring zuerst, weil ich es nicht aushalte, euch vor mir rausspringen zu sehen"
Alle nickten und Reshma war glücklich ein "Sonderangebot" in Anspruch nehmen zu können.
Dass das Sonderangebot 3 Wochen Arbeit war, was die wirklich mühselige Suche eines passenden Springvereins mit sich brachte, derm ein Vorhaben auch vollends unterstützte, wussten zu dem Zeitpunkt natürlich nur wir.
Unsere Familien und Freunde waren mit einem Save-the-Date Karte von mir eingeweiht, wussten aber nicht vom konkreten Antrag her.
Ich wollte vermeiden, dass sich irgendwer verplappert, so dass ich eine absolute Nachrichtensperre verhang. Sehr zu meinen Ungunsten, weil mir die Familie und Freunde natürlich die Hölle heiß gemacht haben.
Nun ja. Ihre Familie war eingeweiht und druckste natürlich schon vorher rum. Auch dies war von mir geplant, da ich eine sehr sehr intelligente Frau an meiner Seite habe und ich wusste, dass sie irgendwann mal etwas merken würden. Also tat ich das, was jeder in meiner Situation tun würde:
Ich erschuf einen Nebenschauplatz, den sie vom Sprung ablenkte. Zu unserem 3 jährigen lud ich sie in ein sehr besonderes Restaurant, hoch über den Dächern von Köln ein, kaufte ein neuen Anzug mit Krawatte und sendete ihr vorher immer die falschen Signale.
Nun ja... das Essen an unserem 3jährigen hat mir süßer nie schmecken können, denn sie war wirklich fest davon überzeugt (und wurde natürlich auch von ihrer besten Freundin vorher verrückt gemacht), dass ich ihr einen Antrag machte.
Der kam nicht.
Stattdessen, kam eine Mischung aus Wut und Enttäuschung in ihr hoch, was sie mir natürlich gegenüber niemals gezeigt hat. (ich erfuhr es aber noch am selben Abend von ihrer besten Freundin und lachte herzlich)
Im Nachgang grenzt es echt an ein Wunder, dass sie dennoch Ja sagte.
Wir redeten 2 Wochen nicht mehr richtig miteinander, was auch daran lag, dass ich unsere gesamten Familien und Freunde, quer aus Nordrhein Westfalen zusammen trommelte und nebenher noch mit ihrer längsten Freundin aus Schweden sehr hart diskutierte dass sie gefälligst für 1.000 Euro das Flugticket bezahlen sollte, damit sie diesen Antrag mit bekommt.
Wohl gemerkt: Zu diesem Zeitpunkt wusste keiner von meiner Detailplanung, ausser ihre beste Freundin und mein bester Freund.
Ich redete also mit 48 Personen, Eltern, Schwiegereltern, Cousinen, Tanten, Omas, Freunde, Bekannnte und lotste sie zu dem besagten Tag, nämlich dem 05.08.2012, zu einer bestimmten Strasse.
Es war ein Krimi, da das Wetter an dem Tag natürlich nicht mitspielte. Ich hatte zwar noch eine 2. Option in Petto, wollte aber natürlich die erste. Ab 8 Uhr morgens riefen wir an, um nach der Freigabe zum Sprung zu fragen. Wir wurden mehrere Male hingehalten.
Um 12 Uhr kam die Absage von dem Sprungteam, da dicke Quellwolken über dem Flugplatz waren.
Ich war sehr geknickt. Aber auch erleichtert, da ich nicht diesem Adrenalinschub ausgesetzt war. Wir fuhren los, sagten allen unseren Lieben ab und gaben denen einen neuen Treffpunkt durch. Die Frauen blieben zu Hause und wir Männer gaben vor, noch etwas einkaufen zu müssen. 20 Minuten im später im Auto erhielten wir einen Anruf, dass wir springen können.
Sie können Sich vielleicht im Ansatz vorstellen, wie stark meine Adrenalinausschüttung an diesem Tag gewesen sein muss.
Also alles wieder zurück. Frauen einpacken und ab nach Breitscheid zum Flugplatz.
Wir erhielten unsere Einweisung von 4 Tandemsprunglehrer und machten uns fertig für den Flug. Reshma ahnte nicht, dass sich innerhalb von 2 Stunden die gesamten 48 Personen aus gesamt NRW wieder auf dem Weg gemacht hatten und ca. 500 Meter in einer Seitenstrasse vor dem Flugplatz getroffen haben. All dies koordiniert von meinem längsten Freund, (also 4 Übeltäter), der nur darauf wartete, dass Ümit eine SMS an ihn schickt, dass wir jetzt im Flugzeug sitzen und er mit allen Personen zum Flugplatz kommt.
Natürlich wussten alle Personen im Flugzeug Bescheid. Die Springabfolge war die folgende:
Marcel zuerst, Ümit danach, dann Özlem und Reshma als Letzte.
Warum das? Folgt und war natürlich von mir geplant.
Während das Flugzeug startet, fahren 10 Autos auf den Parkplatz und rennen alle auf den Landeplatz.
Mein längster Freund Amir, wartet unten mit Smoking und Fliege auf mich. (Ja, alles von mir organisiert)
Wir steigen auf 4000 Meter Höhe auf und die Tür geht auf. Ich sehe den bodenlosen Abgrund unter mir, Wolken, blauer Himmel, unglaubliche Weite und springe mit meinem Tandemlehrer.
Die darauffolgenden 4 Minuten waren die besten in meinem Leben, was aber danach folgte, konnte auch ich nicht mehr planen.
Es war enorm wichtig, dass die Sprungabfolge eingehalten wurde, denn diese ermöglichte mir maximale Zeit unten für das umziehen.
Ich habe also diese enorme Adrenalinausschüttung, sehe den Boden irgendwann wieder vor mir und schaue auf den Landeplatz.
Dort wartete genau das Bild, was ich vorher visualisiert hatte und was Amir perfekt in Szene gesetzt hatten.
Alle 48 Mann, unsere Familie, unsere Freunde, einfach alle Menschen die Ihr und mir was bedeuten, sind extra wegen uns gekommen. Ich habe vorher selbstverständlich für jeden noch eine rote Rose besorgt, da Sie Rosen liebt und Rot ihre Lieblingsfarbe ist.
Ich lande, alle klatschen. Amir kommt sofort zu mir rüber, sie stellen mich auf und ziehen mich aus. Nach 5 Sekunden habe ich mich gefangen und fange an mich auf dem Landeplatz komplett auszuziehen, um den Smoking anzuziehen. Alle 48 Minuten sehen meinen "fast" nackten Hintern. Aber das ist egal.
Mein Cellist wartet auf mich. Ich komme zum Cellist angerannt, glücklich dass Reshma noch ausser Sichtweite ist und stelle mich neben ihm, als ob nichts gewesen ist. Alle Menschen klatschen und machen Bilder.
Reshma kommt als letztes. Und sie können mir glauben: Bis zur Landung, hat sie nichts geahnt. Sie können mir auch glauben, dass ich natürlich ALLES auf Video habe und sie brauchen mir nicht zu glauben, dass sie so einen Blick meiner zukünftigen Frau, noch nie in einem Gesicht gesehen haben.
Reshma landet und fliegt an uns vorbei. Der Fallschirm fällt auf dem Cellolehrer. Egal. Die paar Sekunden brauchte jeder.
Die Augen, Ihr Gesicht, ihre gesamte Körperhaltung kann ich nicht erklären. Da ist alles drin. Überraschung, absolute Überforderung, Unverständnis, Glücklichsein.... ihr Kopf (das hat sie selbst gesagt) konnte einfach das Geschehene nicht mehr verarbeiten und erst Recht nicht, was zu diesem Zeitpunkt passiert ist.
Sie landet. Sie sieht mich. Im Smoking. Mit Fliege. Ich nehme ihre Hand. Unsere lieben Menschen bilden einen großen Kreis um uns herum. Ich ziehe sie vor den Cellisten, der ein (natürlich mit mir abgesprochenes) Stück von Bach spielt. Sie fängt an zu weinen. Ich fange an zu weinen. Alle fangen zu weinen. Wir fangen an zu lachen. Alle fangen an zu lachen. Ich konnte nichts sagen. Sie auch nicht. Wir haben uns nur angeschaut und der Musik gelauscht. Mein Traum. Ihr Traum.
Ihre beiden Schwestern haben den Verlobungsring für mich aufbewahrt und bringen, nach einem Zeichen von mir, den Ring zu mir hin und geben mir ihn.
Ich gehe vor ihr auf die Knie und frage sie, die Frage, nein, meine wichtigste Frage: "Willst du mich heiraten?"
Sie hat Ja gesagt. Alle haben geklatscht und geweint. 3 Monate Planung vorbei. 3 Monate an Lügen endlich vorbei. Wir haben den Abend in einem Restaurant 1 Stunde vom Flugplatz ausklingen lassen und ja, ich habe mehrere Zigaretten (als mittlerweile NIchtraucher) rauchen müssen, da ich es einfach nicht fassen konnte, dass es so ein perfekter Tag wird.
Ich habe die tollste Frau der Welt an meiner Seite.
Wir heiraten am 11.05. kirchlich und am 19.05. hinduistisch.