26. April 2016
Antrag per kniffeliger Rätsel an 'Sherlock Maus'
Mein Zukünftiger hat sich für den Antrag mächtig ins Zeug gelegt und schon lange im Voraus einen raffinierten Plan ausgetüftelt. Für den Antrag hat er sich meinen Geburtstag, den 30.12.2015, ausgesucht, damit er alle Vorbereitungen gut vertuschen konnte und ich nicht misstrauisch werden. Ich wusste also nur, dass ich mir den Tag frei halten sollte... Mein 'Geburtstag' ging um 00:05 Uhr los, ich bekam einen Ablaufplan und eine kurze Erklärung. An diesem Tag war ich "Sherlock Maus" [Anm.: ich bin schon seit meiner Kindheit ein riesiger Sherlock Holmes Fan]. Meine Aufgabe war es, viele kniffelige Rätsel zu lösen oder Hinweise zu erraten, um am Ende mein allerletztes Geschenk entgegen nehmen zu können... ganz in meinem Element :) fing ich also an, das erste Rätsel zu lösen. Mit dem Ergebnis "Ohr" erhielt ich dann auch eine passende Uniform für meinen Tag - silberne Ohrstecker in Maus-Form.
Laut dem beigefügten Ablaufplan ging es am kommenden Morgen um 10:30 Uhr weiter. Nach einer glücklicherweise erholsamen Nacht - der nächste Tag sollte lang und aufregend werden - erwartete ich gespannt, was denn kommen würde. Um etwa 10:00 Uhr rief mein Vater an und bat mich dringend, vorbei zu kommen, da sein PC mal wieder nicht funktionierte und sich die Programme permanent schließen würden. Etwas enttäuscht, da er ja offensichtlich meinen Geburtstag vergessen hatte, willigte ich ein, noch kurz vorbei zu kommen. Also brachen wir kurz vor 10:30 Uhr auf, um meinen Eltern noch mit ihrem PC zu helfen. In der Wohnung meiner Eltern sah ich dann beim Hereinkommen, dass sie aufwendig und liebevoll einen Geburtstags-Frühstückstisch dekoriert hatten. Das stimmte mich glücklich und traurig, da meine Eltern meinen Geburtstag doch nicht vergessen hatten, aber ich ja wusste, dass ich keine Zeit habe, mit ihnen zu frühstücken. Nach einem Geburtstagsständchen (mein Bruder und seine Frau kamen dann auch noch aus ihrem Versteck heraus) sagte mein Liebster, dass wir dann jetzt auch unsere Jacken ausziehen und uns setzen könnten. Ich war also überglücklich, dass ich nicht gehen musste und genoss ein Frühstück im Kreis meiner Familie.
Nach dem Frühstück verabschiedete mich mein Vater und wünschte mir einen schönen Geburtstag mit "surprise, surprise". Ich hatte gar keine Zeit darüber nachzudenken, denn das nächste Rätsel stand auf der Tagesordnung. Ein Kreuzworträtsel mit Fragen zu besonderen Höhepunkten, Aussagen oder wichtigen Dingen aus meinem Leben... das war für eine Sherlock Maus natürlich gar kein Problem und so führte mich die Lösung "Koffer" zur nächsten Aktion: Koffer packen... ohne zu wissen, wohin... und wie lange... und alles innerhalb von einer Stunde... ich habe also versuchte, an alle Eventualitäten zu denken und möglichst variable Outfits einzupacken. Mein zu dem Zeitpunkt noch Freund :) hat sich köstlich amüsiert.
Eine Stunde später schleppte er also einen großzügig bestückten Koffer und eine Tüte mit einer kleinen Schuh-Auswahl die Treppe runter zum Auto. Ich erhielt ein Foto, auf dem ein paar Häuser abgebildet waren. Nach ein wenig überlegen, war ich mir fast sicher, dass es der Ausblick aus einem Hotel war, in dem wir zusammen waren. Und zwar: in Düsseldorf.
Die Reise ging also nach Düsseldorf, allerdings hat Düsseldorf ja bekanntlich einen Flughafen. Also war es konkret: Düsseldorf oder die ganze Welt. Ich wartete also ganz gespannt, ob wir am Flughafen von der Autobahn abfahren würden... wir näherten uns dem Flughafen und mein Freund blieb auf der Autobahn - es war also Düsseldorf. In der City angekommen, fing mein Freund an, nach Straßen Ausschau zu halten. Ich wusste also, irgendwo hier muss die nächste Aktion sein. Er fuhr dann in die Tiefgarage eines Hotels.
An der Rezeption bot er mir an, mir es in den Sesseln gemütlich zu machen, er würde sich um alles kümmern. Ich wollte zwar helfen, aber er meinte das wäre nicht nötig schon gar nicht an meinem Geburtstag, also nahm ich Platz (in Wirklichkeit hatte er Bedenken, dass sich die Hotel Angestellten verplappern, da die bereits eingeweiht waren). Nachdem er die Karte für unser Zimmer erhalten hatte, fuhren wir mit dem Aufzug nach oben... mit jedem Stockwerk, dass wir nach oben fuhren, wurden meine Augen größer und wir fuhren bis nach ganz oben - ich hatte also inzwischen ziemlich große Augen und war sehr gespannt. Der Herr hatte tatsächlich die Exclusive Suite gebucht. Schon beim Eintreten war ich überwältigt - der Ausblick über die Düsseldorfer City war unglaublich. Nach einer kleinen Eingewöhnungszeit und einem Sekt ging das Rätseln weiter. Inzwischen in Übung löste ich auch das nächste Rätsel und wusste nun, dass ich mich schick machen sollte. Dank einer großzügigen Auswahl in meinem Koffer - war das zum Glück kein Problem.
In dem letzten Rätsel - laut Ablaufplan - erfuhr ich noch, dass wir zusammen Essen gehen. Zu diesem Zeitpunkt war ich überglücklich, die Überraschung, die ich am Ende des Tages erhalten sollte, hatte ich bereits komplett aus den Augen verloren.
Wir gingen also zusammen in ein sehr schönes Restaurant und genossen eine tolle Zeit und sehr gutes Essen - einzig auffällig war, dass mein Freund öfter aufs Handy schaute, was er normalerweise nicht macht, wenn wir zusammen ausgehen. Ich war aber zu glücklich, um darüber nachzudenken oder mich daran zu stören. Später erfuhr ich, dass er mit meiner Schwester kommunizierte, die zu diesem Zeitpunkt unser Hotelzimmer vorbereitete. Kurz bevor wir aufbrachen, bat meine Schwester noch um ein bisschen Zeit. Kurzerhand schlug mein Freund also vor, noch einen kleinen Spaziergang am Rhein zu machen. Wir schlenderten also gemütlich am Rhein zurück in Richtung Hotel. Zu diesem Zeitpunkt wurde mein Freund wahnsinnig nervös und versuchte so gut wie möglich, Körperkontakt zu vermeiden, da er Angst hatte, mir könnte auffallen, dass sein Herz schnell klopft.
Ich habe nichts bemerkt. So fuhren wir rauf ins oberste Stockwerk und ich freute mich auf eine Tasse warmen Tee.
Nichtsahnend öffnete ich unsere Zimmertür und war überrascht, denn der Boden im Flur war mit glitzernden Herzen geschmückt. (Ich war felsenfest davon überzeugt, dass das Hotel diese Überraschung für meinen Geburtstag arrangiert hat - ja, ich weiß - bei der Kombination Hotelzimmer und Herzen müsste es eigentlich 'klick' machen...).
Mein Freund ermutigte mich, doch auch den Rest des Zimmers mal anzuschauen, da ich wie angewurzelt im Flur stehen blieb. Ich warf einen Blick um die Ecke und sah, dass das gesamte Zimmer mit Rosen, Rosenblättern, Perlen und Glassteinchen übersäht war. Ich war total überwältigt und lief von einer Ecke in die nächste, um mir alles genau anzuschauen, es gab so viel zu entdecken... eine kunstvoll gestaltete Lichterkette, hübsch drapierte Pralinen, eine Weinflasche und dekorierte Gläser und überall Rosen... mein Freund wich mir nicht von der Seite und verbrachte die nächsten Minuten damit, mich durch das Hotelzimmer zu verfolgen. Schließlich guckte ich auch um die Ecke ins Bad. Dort war der Boden ebenfalls mit kleinen geschnitzten Holzherzen bedeckt. Genau in diesem Moment schienen meine Gehirnzellen wieder aktiv zu werden, denn es kam zum ersten Mal der Gedanke 'er wird mir doch jetzt keinen Antrag machen, oder?' Ich drehte mich um und in diesem Moment kniete er schon auf dem Boden und zog einen Ring aus der Tasche. Die Frage, ob ich ihn heiraten wollte, konnte ich noch gerade mit einem gehauchten 'ja' beantworten. Kurz darauf brach ich in Tränen aus und fiel meinem Verlobten in die Arme... nach gaaaanz langer Zeit und einer Weinflache, die innerhalb von 30 Minuten geleert wurde, war ich langsam wieder ansprechbar und wir konnten unseren engsten Freunden die neusten Neuigkeiten mitteilen...
Am Ende haben wir noch Silvester in Düsseldorf verbrach und auf dem Rhein schippernd ein grandioses Feuerwerk beobachtet, bevor wir uns dem Ansturm und den tausend Fragen unserer Freunde zu Hause gestellt haben... meine Familie, wusste ja schon längst Bescheid.