27/05/2004 22:54:54
Kurz vor 15 Uhr holt Steffen uns wieder. Meine Knie werden ein wenig weich, denn gleich kommt der große Moment. Vor der Kirche stehen noch ein paar Leute, wir drehen noch einmal um, fahren zurück, bis nur noch der Pfarrer, Erika, die uns in der Kirche fotografiert und Yvonne, die filmt, übrig sind. Bis zur Kirche fahren wir vor. Der Pfarrer hilft mir aus dem Auto, gibt uns die Hand, wirkt sehr beruhigend. Ich habe heute Morgen an Sie gedacht, sagt er und meint das Wetter. Aber just in diesem Moment bahnt sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken. Die Glocken fangen an zu läuten und drinnen beginnt die Orgel mit Pachelbels Kanon in D-Dur. An der Treppe stolpere ich ein wenig über mein Kleid, doch das wird der letzte Stolperer für diesen Tag sein. Wir gehen hinein, ich hake mich bei meinem Jockel unter. Viele Gesichter strahlen uns an, ich bemerke nur einige. Wir nehmen Platz, dann redet der Pfarrer ein wenig. Das erste Lied wird gesungen. Es wirkt befreiend, weil ich es mag, dieses Lied. Dann sind die Trauzeugen an der Reihe mit den Lesungen. Philipp liest ein Gedicht von Else Lasker-Schüler. Ich habe Dich gewählt unter allen Sternen. Es ist wunderschön, das Gedicht. Aber Philipp hat sein Sakko falsch geknöpft. Der unterste Knopf ist im obersten Knopfloch. Ich höre das Gedicht nicht mehr, sondern verkneife mir das Lachen. Am Ende geht es nicht mehr und ich kichere los. Als er fertig ist, macht Jockel ihn auf sein Missgeschick aufmerksam. Er grinst verlegen, aber gelesen hat er wunderbar. Dann liest Marion meinen selbst geschriebenen Text. Er gefällt mir, als wäre er gar nicht von mir. Und er passt so gut in die Trauung.
Als Tanja singt, wird es ganz still. Alle lauschen, Ich liebe Dich weht durch die Kirche, macht Gänsehaut. Die ganze Trauung ist eine Mischung aus Rührung und dann wiederum komischen Dingen, die einen lachen machen. Da ist Manuela, die hochschwanger gemeinsam mit dem Pfarrer die Schriftworte zur Trauung liest und die bedeutenden Worte sagt: Seiet fruchtbar und mehret Euch. Und alle starren auf ihren Bauch.
Ja mit Gottes Hilfe! sagt Jockel später. Ja!Ja! er will mich lieben, in schönen wie in schweren Zeiten. Ja mit Gottes Hilfe, sage ich entschlossen, dann dürfen wir die Ringe tauschen. Meiner geht schwer über den Finger und Jockel schimpft fast. Wir küssen uns nur kurz, es schauen so viele Leute zu und es muss ja weiter gehen. Der Pfarrer segnet die Ringe, dann zünden Marion und Philipp die Traukerzen an. Es sind die Kerzen, die eine Freundin aus Marokko mitgebracht hatte. Sehr lang, schmal und mit kleinen weißen Blüten. Marion hat später Schwierigkeiten mit der Kerze, neben mir raschelt es, aber ich lache sie nur an.
Ein Allelujah folgt, gesungen von Tanja, wieder ist es still und wieder schallt ihre wunderschöne Stimme durch die kleine Kirche. Jockels Mama liest die Fürbitten mit dem Taschentuch in der Hand. Und dann ist die Trauung schon zu Ende. Wir gehen hinaus und wieder nehme ich nur einige Gesichter wahr.
Vor der Kirche fliegen plötzlich tausende schillernde Seifenblasen, wir stehe mitten drin und vor uns eine Schlange von Gratulanten. Viele sehen wir heute seit langer Zeit wieder. Wir machen ein paar Fotos, unsere Freunde bekleben unser Auto mit den Buchstaben JUST MARRIED, dann geht es los zur Location.