10/07/2015 11:57:12
Nun ist er endlich fertig, mein Hochzeitsbericht.

Achtung, es ist ein sehr langer Text!

Am Tag vor der Hochzeit wurde es schlagartig wärmer. Das hat mich sehr gefreut denn davor sah es wirklich nicht gut aus, es war kalt und regnerisch. Ich wusste aber dass mein Z damit ein Problem haben wird, denn er musste ja am nächsten Tag ein Hemd, eine Weste, Plastron und Sakko tragen… Das ist dann doch etwas viel bei über 30 Grad.

Am Abend vor der Hochzeit haben wir die Blumengestecke (und mein Haarschmuck) abgeholt und sind mit unseren Trauzeugen zur Location gefahren um die Tische zu schmücken. Ich habe gehofft dass die Pfingstrosen es bis zum nächsten Tag aushalten (und zum Glück war es so).

Mein Verlobter ist dann mit zu seinem Trauzeugen, da wir die Nacht vor Hochzeit traditionell getrennt verbringen würden.
Ich habe mir spät abends die Haare gewaschen und die Nägel gemacht und bin erst um Mitternacht ins Bett. Ich konnte auch ewig nicht einschlafen vor lauter Aufregung! Ich glaube es war schon halb vier als ich dann endlich eingeschlafen bin.
Um 7 hat mein Wecker geklingelt und komischerweise war ich topfit und hellwach (und noch aufgeregter!). Ich schaute aus dem Fenster und sah das herrliche Wetter, nur Sonnenschein und kein Wölkchen am Himmel. Dann schnell geduscht und um 8 saß ich bei der Friseurin. Sie hat mir die Haare ganz toll gemacht und ich war froh dass es doch geklappt hat mit der Frisur nach der Panne beim Probestecken.

Kurz nach 9 war ich wieder zuhause und mein Papa hat mich gezwungen wenigstens ein Brötchen zu essen. Ich hatte nämlich überhaupt keinen Hunger oder Appetit (kennt ihr ja). Um 9:30 kam meine Visagistin und hat mich geschminkt. Also sah ich obenrum schon mal nach Braut aus.
Meine Mama kam dann mit einer meiner Freundinnen und sie haben mir beim Anziehen des Brautkleides geholfen, während eine andere Freundin Fotos gemacht hat. Dann kamen noch meine Stiefbrüder und haben auch noch gefühlte 500 Fotos gemacht.

Als ich dann endlich fertig war und unsere Treppe runter ging, haben mich dann auch meine Kinder und mein Vater gesehen und man hat nur ein „Ohhhhhh“ gehört und alle waren gerührt.

Meine Trauzeugin war mittlerweile auch da und ihr Mann hat noch schnell die „Mr. & Mrs.“ Fahnen ans Auto gesteckt und kurz vor 12 mussten wir schon los Richtung Schloß (Standesamt).
Dort angekommen mussten meine Mama und alle anderen schnell rein, denn der Bräutigam und die restlichen Gäste waren schon drin. Nur mein Vater und ich sind draußen geblieben. Als wir uns in die Tür gestellt haben, hörte man wieder ein lautes „Ohhhhhh!“ und unsere Sängerin hat angefangen „Das Beste“ von Silbermond zu singen.
Und da habe ich IHN gesehen, meinen hübschen Bald-Ehemann, stand da mit meinem Strauß in den Händen und wartete auf mich

Und er sah mich und hat sofort angefangen zu weinen und ich dachte mir nur „nicht weinen, reiß dich zusammen, hoffentlich schaffe ich es vor zu ihm zu laufen ohne umzukippen…“

Ich war übelst aufgeregt und habe alles andere ausgeblendet... So hab ich mich dann bei meinen Papa eingehängt und wir sind langsam den Gang entlang gelaufen. Mein Schatz nahm mich im Empfang, gab mir den Strauß und sagte mir „Du siehst so toll aus!“ und wir konnten die Augen nicht voreinander lassen...

Als wir uns setzten und das Lied vorbei war, hat die Standesbeamtin mit der Trauung angefangen. Sie hat es wirklich ganz toll gemacht, es war so eine emotionale Traurede dass wir alle im Saal Tränen in den Augen hatten. Gut dass ich die Freudentränen-Taschentücher vorher verteilen ließ. Die hat mein Verlobter davor so belächelt und wer hat sie am meisten benutzt? Er!

Nach dem deutlichem Ja-Wort von uns beiden, sollten wir die Ringe tauschen. Die Sängerin fing an „Diamonds“ von Josef Salvat zu singen. So schön..

Und da hat mein Schatz mich mit einer Liebeserklärung überrascht! Ich war etwas perplex, denn ich hatte auch eine kleine Rede vorbereitet, allerdings wollte ich die erst später in der Location mit Mikrofon vor allen Leuten vortragen. Aber nun konnte ich ja nicht einfach still dastehen und ihm den Ring anstecken ohne was zu sagen. Also habe ich improvisiert und Stellen aus meiner Rede genommen und ihm vorgetragen. Da musste er auch schon wieder weinen (wie süß).

Als wir beide den Ring am Finger hatten, drehte ich mich kurz zur Standesbeamtin und als sie nickte, haben wir uns den ersten Kuss als Ehepaar gegeben und alle klatschten.

Danach fiel die Anspannung nach und nach von uns ab und wir haben nur noch genossen. Als die Trauung zu Ende war, hat unsere Sängerin zum Auszug „All of me“ von John Legend gesungen.
Draußen haben uns dann alle gratuliert und ich bekam meinen neuen Reisepass ausgehändigt, denn 3 Tage später würden wir (ich mit neuem Namen) in die Flitterwochen fliegen. Als mein ältester Sohn zum Gratulieren kam, sagte er mir, er hat noch nie so eine süße Braut gesehen und zu meinem Mann sagte er, er soll gut auf mich aufpassen. Da mussten wir wieder alle weinen…

Unsere Fotografin war schon da und hat erst Bilder von uns mit der Familie und den Trauzeugen gemacht. Danach sind alle schon zur Location gefahren (bis auf meine Trauzeugin und ihrem Mann) und die Fotografin hat uns rund ums Schloß fotografiert.
Als wir fertig waren war es schon 14:30 und wir sind vom Mann meiner Trauzeugin zur Location gefahren worden. Dort laut hupend angekommen, sahen wir unsere Gäste die ihren Sekt und Häppchen im Garten genossen. Sofort haben wieder alle angefangen zu klatschen und Fotos zu machen.
Wir haben mit allen angestoßen und kurz nach 15 Uhr sind wir rein, denn bald würden die Tapas serviert werden. Wir hatten kein traditionelles „Kaffee und Kuchen“ um 15 Uhr sondern verschiedene südländische Tapas die sehr gut angekommen sind. Ich konnte leider kaum was essen, es war alles so aufregend für mich

Nach der Vorspeise haben wir uns mit allen Gästen unterhalten und wir durften die Geschenke aufmachen. Das schönste war von meinen Mädels. Sie hatten ein Aquarium gekauft und in mühevoller Handarbeit alle Unterwassertiere aus Geldscheinen gefaltet. Die Kulisse rundeten wir als Playmobil Hochzeitspärchen mit Schnorchel und Flossen ab. Echt toll!

Um 18 Uhr wurde das Abendbuffet serviert. Alles wieder ganz wunderbar und lecker aber ich konnte wieder nur eine Mini-Portion essen.
Danach gab es ein lustiges „Wadenspiel“. Ich musste mit verbundenen Augen die Wade meines Mannes erfühlen. Es waren 9 Männer und was soll ich sagen… ich habe es geschafft! Es war aber echt nicht leicht und es gab viele Lacher.

Mein Vater hat dann kurz für einen Schreckmoment gesorgt, als er gesagt hat er fühlt sich nicht gut. Er ist herzkrank und Diabetiker und muss täglich einen Haufen Medikamente zu sich nehmen. Als ich ihn gefragt habe, ob er seine Insulin-Spritze dabei hat und er nein sagte, habe ich schon einen leichten Schock bekommen. Die anderen Medikamente hat er in der Aufregung auch vergessen... Zum Glück hat der Mann meiner Trauzeugin angeboten ihn schnell nach Hause zu fahren und wieder zu kommen wenn er versorgt war.

Als sie dann wieder da waren, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Wir haben so lange auf unseren Eröffnungstanz gewartet bis mein Vater wieder da war und dann haben wir losgelegt.
Trotz Aufregung haben wir es ganz gut hinbekommen. Erst einen Wiener Walzer (Hijo de la luna) und mittendrin eine Tanzeinlage mit verschiedenen Liedern und dann wieder der Walzer. Wer gucken möchte, wir haben den Tanz auf youtube hochgeladen. Unser Tanz kam super an und vor allem haben wir alle damit überrascht weil niemand damit gerechnet hat.

Dann war die Tanzfläche eröffnet und es wurde viel getanzt und gelacht. Vor allem als alle einen Sirtaki mit mir getanzt haben, alt und jung, alle haben mitgemacht.

Gegen 23 Uhr kam dann noch eine Überraschung. Wir mussten ein Herz auf einem Bettlaken ausschneiden mit zwei kleinen Nagelscheren und dahinter wartete unsere Hochzeitstorte. Die war so was von lecker und es ist nicht mal ein Krümel übrig geblieben.

Danach habe ich meinen zweiten kleineren Brautstrauß geworfen. Ein kleine Panne: Ich habe ihn viel zu hoch und gegen die Decke geworfen und alle haben gelacht


Die Trauzeugen haben noch eine kurze Ansprache gehalten und dann wurde weiter gefeiert und getanzt bis 4 Uhr morgens. Ich hatte den ganzen Tag und Abend meine 12 cm High Heels an und meine Füße haben es überlebt, unglaublich!

Um halb fünf waren wir dann zuhause und haben bemerkt dass unser Schlafzimmer liebevoll mit Rosenblättern, Herzchen-Kerzenlichtern und Herzchen-Ballons gefüllt war. Wie ich später erfahren habe, steckte meine Mama dahinter. Wir sind überglücklich ins Bett gefallen und haben nochmal den Tag Revue passieren lassen…

Für uns war es die perfekte Hochzeit. Auch wenn es für uns beide die 2. Hochzeit ist, ist das jetzt was anderes, besonderes gewesen. Wir haben beide viel durchgemacht und sind nun reifer und wissen was wir wollen. Damals waren wir noch so jung (ich war 19) und wir wurden auch von der Familie und dem Umfeld zu sehr beeinflusst. Nun führen wir das Leben das wir uns immer gewünscht haben. Und unsere Kinder sind genauso glücklich mit unserer funktionierenden Patchwork Familie.

Sorry für den langen Text

Hochzeitsvideo: https://www.youtube.com/watch?v=kLj-conM2xw&index=1&list=FLv2Pbz9-fdYME8h4FHT9WKg