26/11/2010 18:40:21
So, jetzt kommt auch endlich mein Geburtsbericht.
Montag, 08.11.2010
Ich hab den halben Tag damit verbracht zu ueberlegen was ich meiner FA am naechsten Tag sagen soll. Will ich warten bis der Frosch 10 Tage drueber ist, oder sag ich ihr das es mir nach einer Woche reicht und ich am gleichen Tag noch einleiten lassen moechte.
Als ich abends ins Bett gegangen bin war ich mir immernoch nicht sicher und dachte "Warte erstmal ab was die Aerztin sagt."
Dienstag, 09.11.2010
2:45Uhr
Ich werde wach weil es ploetzlich nass und unangenehm im Bett wird und denke erstmal "Supi, jetzt wirste bald Mama und machst ins Bett." Im selben Moment versuche ich den Wasserlauf aufzuhalten, stelle fest das es nicht geht, realisiere das das mein Fruchtwasser ist das da laeuft und bin mit den Worten Oh Shit richtig wach.
Nicht nur ich, mein Mann auch, der seine Standartfrage stellt: "Geht es jetzt los?"
Schmerzen habe ich (noch) keine und so ruft er erstmal im Krankenhaus an waehrend ich ins Bad fluechte und mir etwas anderes, trockenes, anziehe.
Da ich keine Schmerzen habe und die Farbe des Fruchtwassers normal aussieht wird mit der Hebamme vereinbart das wir uns, sofern sich nichts aendert, gegen 7:30Uhr im Krankenhaus melden und wir versuchen noch ein Stuendchen zu schlafen.
Zu dem Zeitpunkt war mir klar das ich definitiv nicht mehr schlafen kann mein Adrenalinspiegel war zu hoch. Auch wenn ich keine Wehen hatte zu dem Zeitpunkt war mir klar das es losgeht. Egal wann genau, aber es geht los.
Also Bett neu beziehen und wieder hinlegen.
Kurze Zeit spaeter bemerke ich ein ziehen im Bauch. Nach einer halben Stunde bin ich verwirrt. Das ziehen kommt in einem 5-10Minuten Abstand und ich war fest davon ueberzeugt das die Wehen nicht gleich so schnell kommen wuerden. Ich habe ehrlich vorher nie eine Wehe gespuert. Sage also meinem Mann bescheid der mich fragt ob er nochmal im Krankenhaus anrufen soll. Stur wie ich bin sage ich ihm das ich erstmal noch warte um ganz sicher zu sein das die Abstaende wirklich so kurz sind. Beim ersten Kind dauert ja alles laenger, richtig?
3:45Uhr
Die Wehen sind tatsaechlich im 5-10Minuten-Takt und wir rufen erneut im Krankenhaus an. Die Hebamme raet zu einem 20minuetigen Bad um zu sehen ob die Schmerzen besser oder schlimmer werden und wir sollen uns danach wieder melden.
ca 4:20Uhr
Das Bad hat nicht geholfen!
Mein Mann ruft wieder die Hebamme an und bestellt ein Taxi.
4:45Uhr
Wir sind am Krankenhaus angekommen. Der Taxifahrer ist gefahren als haette er das Dach voller roher Eier dabei ging es mir zu dem Zeitpunkt noch recht gut. Klar ich hatte ab und zu Schmerzen aber das war noch auszuhalten.
4:50Uhr (ist fuer die naechsten zwei Stunden die einzige Uhrzeit die ich ganz genau weiss...)
Ankunft im Kreissaal und Begruessung durch eine sehr nette Hebamme!
Wir duerfen in den Raum ohne Wanne weil Die Hebamme wohl denkt "Erstmal schauen wie das bei der Frau so aussieht und dann kann man immernoch wechseln wenn sie ins Wasser moechte." Kein Problem fuer mich, ausserdem war ich ja auch gerade erst im Wasser und fand das nicht grad entspannend.
Darf mich also auf das Bett legen und werde an den Wehenschreiber angeschlossen. Die Schmerzen werden nun staerker und den Wehenschreiber auf dem Bauch finde ich extrem unangenehm. Dann kommt die Untersuchung:
Muttermund verstrichen und 4-5cm offen. (Eine Woche vorher war er schon 2cm offen)
Mittlerweile druecke ich bei jeder Wehe die Hand meines Mannes und habe staendig Angst ich koennte zu fest zudruecken, die Schmerzen sind extremst unangenehm und Angsteinfloessend. Ich probier das sitzen auf einem Gymnastikball, ich versuche umherzulaufen, ich versuche irgendwie die Schmerzen angenehmer zu machen aber es klappt nicht. Bei jeder Wehe habe ich das Gefuehl mir platzt der Darm innerlich...
Zwischen zwei Wehen nimmt mir die Hebamme noch Blut ab und legt mir einen Zugang falls ich Medikamente oder eine Infusion brauche.
Irgendwann kommt ein Punkt an dem ich das Gefuehl habe ich muesste pressen und denke "Das geht viel zu schnell fuers erste Kind!"
Dauert ja alles laenger beim ersten Kind, richtig?
Erneute Untersuchung: Muttermund auf 8cm offen und ich soll versuchen nicht aktiv mitzupressen.
Die diensthabende Gynaekologin kommt, erneute Untersuchung ergibt 10cm offen und ich darf nun aktiv mitpressen. Meine Gynaekologin wird informiert das das Kind nun bald da sei.
Dieses Gefuehl das mir der Darm innerlich platzt macht mir extrem Angst, die die Hebamme versucht mir zu nehmen. Um einen Gegendruck beim pressen zu haben sagt man mir ich solle meine Fuesse bei der Hebamme und Aerztin in die Huefte stellen. Typisch ich, mache mir wieder Sorgen ob die auch wissen was die tun, immerhin sind das dann gute 90kg Lebendgewicht die da druecken... Man versichert mir das die Damen das wohl wuessten und es hilft tatsaechlich.
Man sieht den Kopf und ich werde gefragt ob ich auch schauen moechte. Nein, moechte ich nicht. Als die Hebamme mich fragt ob mir das Seil ueberm Bett beim pressen helfen wuerde wechsel ich in Englisch. Fragt mich nicht warum...
Nun geht es allerdings recht schnell. Ploetzlich ist der Kopf da und dann der rest vom Kind, wir erfahren das wir einen Sohn haben -Yannik Noël und mein Mann darf die Nabelschnur durchschneiden.
7:10Uhr
Der kleine wird mir auf den Bauch gelegt (das erste was er macht ist mich als Windel zu benutzen) und mir ist trotz Erschoepfung wieder zu scherzen zumute. Nun kommt auch meine Aerztin. Das erste was ich sage ist "Nunja, wir hatten abgemacht wir sind um 7:30Uhr im Krankenhaus. Ich wuerde sagen wir sind puenktlich!"
Inzwischen bin ich ziemlich ko und zittere ohne Ende. Die Plazenta kommt kurze Zeit spaeter, meine Aerztin naeht ein wenig und der kleine macht seine ersten Trinkversuche. Dann werden wir alleine gelassen.
Gegen 9Uhr kommt eine andere Hebamme, ich darf duschen und wir bekommen Fruehstueck. Yannik wird gebadet, gewogen und vermessen
3650g wiegt und 55cm lang ist er. Dann duerfen wir wieder die Dreisamkeit geniessen und nutzen die Zeit um Schwiegereltern und meine Oma anzurufen.
Um ca 11Uhr werden wir abgeholt und auf die Wochenbettstation gebracht. Dort beziehen wir unser Quartier fuer die naechsten Tage und sind alle drei erschoepft. Der einzige der schlaeft ist der neue Erdenbuerger!
Im Krankenhaus sind wir bis Samstag 13.11.2010 geblieben und versuchen seither uns an das Leben zu dritt zu gewoehnen. Einiges im Alltag ist klar, anderes widerum verwirrend und verunsichernd. Ab Montag geht mein Mann wieder arbeiten und dann schauen wir mal ob wir den Alltag tagsueber auch zu zweit gut meistern koennen.
Sorry, ist etwas lang geworden...
lieben gruss,
Steffi