07. Oktober 2016
Ganz locker: Der Aperitif
Bis nach der Trauung die ganze Hochzeitsgesellschaft im Restaurant oder im Saal eintrudelt, kann schon eine kleine Weile vergehen. Platz nehmen mag niemand, wenn die Gäste noch nicht alle angekommen sind, und außerdem war die Trauung so wundervoll aufregend, dass nun erst einmal Smalltalk angesagt ist.
Der Moment des Aperitifs
Nichts ist schöner, als die Wartezeit mit einem netten Plausch und einem anregenden Aperitif zu genießen, anstatt sich sofort an die Tafel zu setzen und zu warten. Der Aperitif, auch "Coup d'avant" oder zu deutsch "Vorschluck" genannt, muss einige Hürden nehmen, bevor er sich tatsächlich so nennen darf. Wie sein Name schon sagt, wird er vor dem Mittag- oder Abendessen gereicht. Also darf er auf gar keinen Fall zuviel Alkohol enthalten! Und Sirup, Sahne oder Ei dürfen auch nicht zu den Zutaten zählen.
Appetitmacher
Vor allem soll der Aperitif den Appetit anregen. Die Magensäfte sollen rechtzeitig vor dem Essen zur Arbeit animiert werden, ohne dass zu große Mengen an Alkohol ermüdend wirken oder gar den Appetit verderben. Leicht soll er also sein, der Vorschluck, und am besten herb oder ein wenig bitter. Die moderne Variante des Aperitifs besteht daher häufig aus Südweinen. Ein trockener Martini ist schnell gemixt: ein Drittel Gin und zwei Drittel trockenen weißen Wermut ins Glas, eine grüne Olive hinein und fertig ist der Drink. Ganz ähnlich wird der Manhatten komponiert: hier wird ein Drittel Whisky mit zwei Dritteln rotem Martini gemixt und das Ganze mit einer Cocktailkirsche serviert. Beide Aperitifs sollten gut gekühlt, aber keinesfalls auf Eis getrunken werden. Die Gläser sollten weit und nicht zu groß sein, denn schließlich dürfen es wegen des doch recht hohen Alkoholgehalts nicht mehr als vier Zentiliter sein, das ist die Menge eines doppelten Schnapses.
Aperitif ganz klassisch
Die klassische Variante des Aperitifs ist noch ein wenig schlichter. Aber gerade darin liegt ja oft der Reiz. Portwein, Sherry - gern trocken - oder ein edler Madeira tragen die Sonne des Südens in sich und beleben am Tag der Hochzeit Gäste wie Gastgeber. Bei diesen Aperitifs auf Weinbasis ist die Qualität der angebotenen Produkte äusserst entscheidend, deshalb sollte gerade an dieser Stelle nicht gespart werden. Zarte Sherrygläser mit schmalem Kelch sind für diese Appetitanreger geeignet. Die warmen Farben von Port oder Sherry kommen in schlichten Gläsern ebenso gut zur Wirkung wie in geschliffenem Kristall.
Prickelnd
Früher galt die Regel, dass in einer Gesellschaft mit Damen auch ein Sekt als Aperitif gereicht werden darf. Heute braucht niemand mehr Hemmungen haben, auch den Herren der Schöpfung Sekt anzubieten.Es kann also ruhig prickeln. Zeitgemäß wäre ein trockener Sekt. Doch bei Familienfeiern sind oft ältere Herrschaften mit von der Partie und deswegen sollte vielleicht ein halbtrockener Sekt bevorzugt werden. Eine kleine Verfeinerung sei erlaubt: einen Kir Royal zaubert man ganz schnell mit einem kleinen Schluck Cassis, der mit Sekt aufgefüllt wird. Cassis ist übrigens Johannisbeerlikör und von herber Süße. Lecker!
Harmonisch auf die Speisen abgestimmt
Etwas ganz wichtiges sollte bei aller Liebe zum Aperitif nicht vergessen werden: er ist nur der stimulierende gute Schluck vor dem Essen und muss daher immer mit den Speisen korrespondieren. Ein Kir harmoniert mit einem Geflügelcocktail als Vorspeise, nicht aber mit geräuchertem Fisch. Der Manhatten hingegen kann vor kräftigen Speisen, vor Parmaschinken zum Beispiel gereicht werden, würde den zarten Eigengeschmack von Seezungenröllchen jedoch überdecken. Was immer zu einem Aperitif gehört, ist eine entspannte Stimmung: man hat ein wenig Zeit, sich zu unterhalten, genießt den Moment, lernt unbekannte Gesichter kennen und freut sich auf das festliche Essen und ein überschäumendes Fest. Dieser Stimmung sollte sich auch das Brautpaar hingeben und trotz aller Arbeit, die es mit den Vorbereitungen hatte, den Rest seines Festtages in vollen Zügen auskosten!