16/07/2007 14:02:11
Meine Lieben,
wir schreiben Montag, den 16. Juli 2007. Mein Mann ist noch auf der "Baustelle", das Zelt wird heute abgeschlagen und so wie es aussieht, ist heute abend wieder alles so, als wäre nichts gewesen. Dies ist mein längster Eintrag, denn ich werde versuchen, alles wiederzugeben, was mir noch im Hirn herumspukt, werde dann einen Screenshot machen und diesen meinen Bericht ins Erinnerungsalbum kleben.
Ich erzähle Euch jetzt nicht, wie mein Freitag war. Kurz: er war stressig und anstrengend, ihr glaubt nicht, wie viel Arbeit es ist, 10 Tische einzudecken und die Lokation etwas "anzuhübschen". Ich war gegen 2 Uhr morgens im Bett.
Meine Eltern waren am Freitag abend bereits in unsere Wohnung gekommen (haben eine 3-Stunden-Fahrt von sich zu Hause bis zu uns), die Schlüssel hatte ich vorher versteckt und ihnen per Handy erklärt, wo sie die Verstecke finden konnten. Am Samstag früh weckte mich meine Mutter um 7.30 Uhr mit ... dem Fotoapperat
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Ich bin unter die Dusche gesprungen, habe anschließend darüber nachgedacht, wie praktisch es doch ist, sich nicht schminken zu müssen und habe mit meinen Eltern gefrühstückt. Mein Paps hat mich dann zum Frisör gefahren, wo ich mal wieder eine dieser wunderbaren Kopfmassagen über mich ergehen lassen durfte, ein Glas Sekt mit meiner Friseurin getrunken habe und am Ende so toll aussah, dass sogar meinem ach so rationalen Herr Vater die Spucke wegblieb.
Daheim angekommen, es war mittlerweile 11 Uhr, gab es ein zweites Frühstück. Gut, dass ich den tollen Lippenstift beim Friseur gekauft habe, so konnte ich hemmungslos essen und trinken und hinterher-malen. Wir saßen dann noch etwas auf der Couch herum, bis ich beschloss, dass es Zeit zum Anziehen ist.
Liebe Bräute, wenn ihr Euch sagt: "Ich bin in fünf Minuten angezogen, geht ganz schnell!" dann habt ihr Eure Rechnung ohne Eure Mutter gemacht. Denn diese beschloss, sich vor mir "schnell" in ihre Robe z werfen und stellte fest, dass ihr BH an allen Seiten herausguckte. Mein Vater und ich waren uns einig, so ging das nicht. Also mussten Sicherheitsnadeln her und so etwas gibts es in unserem Haushalt nicht. Also schlappte ich in meiner aufregenden Kombination von Tanga-Slip und Brautschuhen durch die Wohnung auf der Suche nach Namensschildern - diese hatten eine Klammer UND eine Sicherheitsnadel. Diese herausgebrochen und das Outfit war perfekt. Man konnte sich jetzt also endlich mal um die Braut kümmern.
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Ich war also tatsächlich in fünf Minuten im Kleid und befestigte in Ruhe meine Schmuckstücke, während meine Mutter wieder an ihrem Kleid herumnestelte. Irgendwann flog der BH dann einfach in die Ecke und gut wars.
13 Uhr - losfahren. Meine Eltern waren bepackt wie die Mauleseln, während ich nur Augen für meine Schleppe hatte, die ich liebevoll vor mir zusammengeknuddelt hatte, damit sie nicht verdeckt auf dem Weg vom 4. Stock zum Auto. Mein Vater brauchte eine Ewigkeit, bis das Navigationsgerät installiert war (PDA) und ich wurde immer hippeliger auf meinem Rücksitz.
Unser erster Stop war unser Blumenladen, wo mein Vater schnell reinsprang, um den Brautstrauß zu holen. Unsere Floristin ließ sich natürlich so nicht abspeisen und überbrachte mir den Strauß persönlich mit den Worten: "Aaaaaach, was für ein Kleid.....ooooooch und die Frisur...." Ich wollte ihr ständig sagenm wie schön ich den Strauß finde, den sie in der Hand hielt, aber ich kam nicht so richtig zu Wort
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Es war ein toller Strauß: weiße Orchideen und jede Menge lustige grüne Dinge, unter anderem eine kleine Artischocke (sie hatte sich gemerkt, dass wir Artischocken als Blumendeko zauberhaft finden - gute Frau!), Mohn (in kugeliger Form) und Haselnüsse. Dazu Rankmaterial ohne Ende, welches am Strauß herunterhing.
Wir fuhren nach Mannheim über die Landstraße, ich hatte also ca. eine Stunde Zeit, in absolute Panik zu verfallen, was glücklicherweise nicht passierte. Aber nervös war ich wie Bolle!
Wir fuhren vor das Grundstück. Ich war etwas irritiert, dass sich noch Gäste auf dem Weg dorthin befanden, denn eigentlich hatten wir auf 14 Uhr zum Sektempfang geladen und es war immerhin 20 Minuten vor drei! So sahen mich natürlich auch einige bereits, was aber nicht weiter schlimm war. Überhaupt hatte ich es wunderbar geschafft, loszulassen. Keine Sorge, ob alles klappt, keine Falten auf der Stirn - es waren so viele Leute da, die sich nur darum kümmerten, dass alles seinen Lauf nehmen konnte - sagenhaft.
Meine Mutter ging auf das Gelände, während ich mit meinem Paps im Auto blieb. Das Grundstück ist von Büschen umgeben, daher konnte man von drinnen nicht sehen, was draußen vorging. Und da hörte ich auch schon unseren Moderator Sven, wie er durchsagte, dass sie Zeremonie in Kürze beginnen sollte und die Gäste Platz nehmen sollten.
Mein Vater und ich bezogen Stellung hinter der ersten Hecke. Sven hielt Rücksprache mit uns und musste mir ständig Komplimente machen, wie toll ich aussehe.
Und dann erklangen die Töne des Einzugsliedes: "Silent Lucidity" von Queensryche. Mein Vater wollte loslaufen, ich musste ihn bremsen, denn unser großer Auftritt sollte erst nach dem Intro mit dem Schlagzeug einsetzen. Und das war gut, denn wie Flo mir hinterher erzählte, wurden die Gäste erst ruhig, als die Musik losging und auch die letzten namen Platz.
Habe ich erwähnt, dass es HEIß WAR!! Aber mir war das egal, ich war selig ob des Wetters. Ich bin nicht besonders Gottesfromm, aber für dieses Wetter habe ich mich beim Meister da oben mehr als einmal bedankt.
Das Schlagzeug ertönte, wir liefen los. Mein Gedanke während ich den ersten Schritt tat war doch tatsächlich: Auf sie mit Gebrüll.
Wir kamen um die Ecke, die Gäste sahen uns und standen auf. Es ist erhebend. all diese Menschen zu sehen, die man kennt, wie sie alle zusammen da stehen. Ihr kennt doch sicher den Film "Titanic" - ganz am Schluss vor dem Abspann wandern Leo und Kate doch noch einmal zusammen durch das Schiff: Leo steht an der Treppe und empfängt sie, beide gehen die Treppe herunter und es sind alle Leute da, (die man während der letzten Stunden eigentlich hat absaufen sehen) und sie lächeln alle gütig. Seht euch diese Szene nochmal an, genauso ist das mit dem Braut-Einzug.
Wir hatten behusste Bierbänke und Sonnenschirme als Zeremoniebereich eingerichtet, der Altar war ein behusster Biertisch. Vorne stand unsere Vikarin und natürlich mein Flo! Er sah umwerfend gut aus ich könnte schwören, ich hätte feuchte Augen gesehen. Mein Vater schüttelte ihm die Hand und übergab meine Hand in Flos Hand. Wir nahmen auf unsere beiden Hussenstühlen Platz. Ich stellte in diesem Moment fest, dass kein Sonnenschirm zur Stelle war. Während "Silent Lucidity" langsam zu Ende ging, fragte ich meinen Mann mal nach den Schirmen. Antwort: "Passt nicht ins Gesamtbild." Aha. Naja, ich habe ja keinen Anzug mit Hemd und Weste und Plaston an. Aber mein Rock pappte ganz schön an meinen Beinen.
Ich erblickte unsere Traukerze, die mit Schlagseite auf dem Altar stand. Sie stand da wohl seit gut einer Stunde in der Sonne und machte nun schlapp. Aber wisst ihr was? Das war mir so egal!
Die Predigt war sehr schön, sehr persönlich. Unsere Vikarin tat mir unendlich leid in ihrem schwarzen Talar. Die Traukerze zündeten wir nicht an, nachdem unsere Mütter das Gedicht vorgelesen hatten, wir ließen sie lieber liegen. Jonathan, der die Ringe bringen sollte, war schlecht gelaunt und machte einen Riesenaufstand, als sein großer Auftritt kam, so dass kurzerhand Flos Bruder seinen Job übernahm.
Unsere Musikauswahl wurde im nachhinein hoch gelobt. Wir hatten folgende Stücke als Musik zwischen den Elementen:
"Hallelujah" von Rae Garvey
"The Man With The Child In His Eyes" von Kate Bush
"Wooden Boat" von Take That
"All I Need" von Air
Zum Auszug lief "Twistin' The Night Away" von Sam Cooke und wir wurden mit Reis überhäuft (der, so wurde mir im nachhinein erzählt, am Rücken festklebte). Am Ende der Bankreihen stand der Taubenmensch - die Tauben! An die hatte ich gar nicht mehr gedacht! Jeder von uns bekam eine in die Hand, wobei meine irgendwie merkte, dass ich ganz verliebt in sie war und versuchte zu fliehen (aber als ehemaliger Wellensittich-Halter weiß ich, wo und wie fest man so einen Vogel festhalten muss, damit er seinen Herr erkennt, har har har
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Meine Mutter las das Gedicht dazu vor und unsere beiden Täubchen flogen, gefolgt von 10 weiteren Tauben in den blauen Himmel.
Nun wurden wir beglückwünscht. Ihr glaubt ja nicht, wer da plötzlich vor uns stand, in einem wunderschönen apricotfarbenem Outfit? Unsere Kaya war gekommen, um uns zu gratulieren. Wie eine gute Fee tauchte sie auf, um anschließend wieder zu entschwinden. Danke Kaya!
Und es funktionierte alles wie geplant. Unser Caterer ging mit Cocktails herum, die Gäste verteilten sich auf dem Gelände und wir konnten ein paar Fotos machen. Anschließend nutzen wir die Zeit, mit all unsere Gäste nochmal persönlich zu sprechen. Glücklicherweise standen alle in Häufchen herum, so konnte man immer 5-8 Gäste am Stück mit der Anwesenheit bespaßen.
Gegen 18 Uhr durften die Gäste im Zelt platz nehmen. Unsere Väter hielten ihre Reden, Flo seine im Anschluss und wir stellten unsere Gäste im Wechsel vor (was tatsächlich anfangs recht schwer ist). Dann wurde das Büffet eröffnet. Und leider hatte die Braut während des Get-Togethers soviele alkoholfreie Caipirinhas getrunken, dass sie pappsatt war.
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Es gab Spiele, nicht zuviele, gerade recht und nicht unangenehm. Die Hochzeitszeitung wurde verkauft, wir bekamen ein Kochbuch, welches meine Trauzeugin mit Hilfe der Gäste zusammengestellt hatte.
Unsere Hochzeitstorte, die ja eine Überraschung war, sah unheimlich schön aus und schmeckte wahnsinnig lecker. Es war alles handgemacht, was dem Ganzen einfach so viel Zauber einflößte (Übrigens hatte ich die Hand oben
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Unsere Band (Acoustic Avenue) begann um 20 Uhr zu spielen, sie schafften unseren Hochzeitwalzer ("That's Amore" von Dean Martin), obwohl er gar nicht so richtig in ihr Programm gehörte, mit Bravour. Wir übrigens auch.
Um die Leute zum Tanzen zu bewegen, hatten wir Sven gebeten, einen Teil aus unserem Tanzkurs einzubauen, den wir mit den Anfängern gerne zur Auflockerung machen. Es hab eine Tanzstunde "Syrtaki" und "Polka" - letzterer Tanz kostete mich meinen Schleppenknopf. Glücklicherweise fand sich ein Gast mit Nadel und Faden. Als ich feststellte, dass die Tüllschleppe, die über der hochgesteckten Stoffschleppe lag, noch immer auf dem Boden herum schleifte, stopfte ich diese kurzerhand oben in meinen Rock. Not macht erfinderisch.
Wir warfen Brautstrauß und Strumpfband gegen halb eins. Leider hatte ich meinen Strauß so gar nicht richtig genießen können, aber was solls.
Mit dem letzten Song der Band wurde auch das Zelt leerer und leerer und Flo und ich hielten an unserem Vorhaben fest, mit der Band zu gehen. Und es ergab sich, dass viele Gäste ebenfalls aufbrachen, denn die Hitze hatte viele sehr geschlaucht.
Gegen halb 3 checkten wir im Mannheimer Maritim ein, meine erste Freude über das zweigeschossige Hotelzimmer legte ich als wir feststellen mussten, dass man keinerlei Überraschung in Form eines Obsttellers oder Flasche Sekt für uns bereitgestellt hatte. Auch in der Minibar fand sich nichts festlicheres mehr als Bier und so saßen wir auf den Sesseln und tranken noch jeder eine Flasche Urstein Pilsener. Prost. (Mein Mann wird dazu noch einen Brief schreiben. So, liebes Maritim, da habt ihr den Salat.) Geschlafen haben wir übrigens danach noch nicht
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Als wir am nächsten Tag nach ausgiebigem Frühstück und Sauna-Dampfbad-Pool-Orgie auf unserem Gelände erschienen, hatte unsere Familie bereits alles aufgeräumt. Helden! Helden!! So kam es, dass wir gestern abend den Großteil bereits weggeräumt hatten und heute nur noch das Zelt abbauen müssen. Naja, mein Mann mit seinen Jungs.
ÄRGERLICHSTE PANNE DES TAGES
Da stellt man jemanden ab, der sich um das Gästebuch kümmern soll, denkt noch: "Hm, ob die Aufgabe vielleicht zu popelig ist? Ist ja eigentlich echt ein Klacks...", um gegen 23 Uhr, wo bereits 40% der Gäste gegangen waren zu erfahren, dass das Buch einfach vergessen wurde. Betreffende Person hat sich zwar in Grund und Boden geschämt, aber das Kind war nun im Brunnen. Die Einträge der bereits gegangenen Gäste werde ich nie mehr bekommen, denn nachlaufen werde ich niemandem. Und der Zauber ist nunmal vorüber...
FAZIT
Es war eine wunderbare Hochzeit, es hat alles gut geklappt (vom Gästebuch abgesehen), Dinge, die nicht ganz so sind, wie man sich das vorgestellt hat, werden zweitrangig.
Im Gegensatz zu vielen Brautpaaren haben wir nicht das Gefühl, nicht alles aufgenommen zu haben. Wir haben uns unter die Gäste gemischt, dies hat uns vielleicht die Zeit genommen, die wir zum Essen oder zum abschalten gebraucht hätten, jedoch konnten wir unseren Gästen das Gefühl geben, dass das Brautpaar kein unnahbares Königspaar ist, sondern immer ansprechbar und eingehend. Selbst unsere Caterer hatten das Vergnügen mit der Braut, die sich nach dem Befinden der Mitarbeiter erkundigt hat.
Das war uns sehr wichtig und wenn ihr das hinbekommt, wird die Hochzeit für Eure Gäste noch ein bisschen schöner.
Ich danke Euch für Lesen und wünsche Euch während Eurer Vorbereitungen alles Liebe und Gute! Und denkt und das "Loslassen"!
Eure Babs