24/09/2017 14:54:08
Hallo ihr Lieben,
ich bin schon sehr lange stille Mitleserin. Aber nachdem mein eigener JGA eine absolute Katastrophe war, habe ich mich nun registriert, um mir etwas von der Seele zu schreiben. Daher schonmal im Voraus sorry, sehr lang geworden....
Nach der Verlobung stand eigentlich sofort fest, dass meine beste Freundin meine Trauzeugin werden soll. Sie kennt mich in- und auswendig, wir ticken ähnlich, hatten immer viel zu lachen. Voller Tatendrang hat sie einen JGA angefangen für mich zu planen (wir haben über meine Wünsche gesprochen: nichts zu peinliches, gerne sportlich, aber gerne auch mit Alkohol und Spaß! Sie wusste also sehr genau, was mir gefällt und was nicht). Leider kam dann der erste Termin doch nicht zu Stande, da bei mir die Arbeit dazwischen kam und aus Zeitgründen wurde der JGA dann ein paar Monate nach hinten verschoben. Privat stand dann das Leben meiner Trauzeugin Kopf, sodass sie überlastet war und sie mit gutem Gefühl das „Amt“ der Trauzeugin nicht mehr so wahrnehmen konnte, wie sie es selbst gerne gemacht hätte. Meine kleine Schwester ist eingesprungen, ohne es als zweite Wahl zu sehen, wie sie sagte. Denn das habe ich ganz offen mit ihr besprochen. Sie war auch schonmal Trauzeugin bei Freunden.
Ich dachte, sie würde den quasi perfekt geplanten JGA-Plan einfach übernehmen und wo nötig anpassen, denn die meiste Planung war ja von der besten Freundin bereits fertig. Nur das Datum musste verschoben werden. Jetzt weiß ich: geplant war ein Poledance-Kurs, Essen gehen mit Cocktails, dann eventuell tanzen gehen oder einfach bei Cocktails sitze und lachen, dazu ein paar persönliche Kleinigkeiten. Geplant war alles in meinem Wohnort, wo auch der Großteil meiner Freunde wohnt. Meine Schwester hatte dann beruflich viel um die Ohren, aber auch das war ok - wir waren so verblieben, dass sie sich rar macht in der Hochzeitsplanung, aber ab Anfang September, wenn der Stress bei ihr wirklich vorbei ist, eingespannt werden kann.
Nun ist fast Ende September. Beim Basteln von Ansteckern, Deko, der Traukerze will sie nicht helfen, bei Einladungen, Kirchenheften, der Vorbesprechung bei der Gaststätte etc eigentlich auch nicht. Hochzeitstorte etc. habe ich letzte Woche auch alleine ausgewählt, obwohl ich mir Probeessen auch sehr schön mit ihr vorgestellt hätte. Aber das alles fand ich noch ok.
Dann kam der JGA, eigentlich „mein großer Tag.“ Ich war mit dem Datum vorgewarnt, mein Mann war auch genau in dem Wochenende nicht zu Hause. Ich wurde mittags von drei Freundinnen (!! von knapp 20 Mädels nur drei!!) abgeholt, wir haben eine Flasche Sekt zum einstimmen getrunken und sind dann mit dem Zug in die Nachbarstadt gefahren. Meine Schwester? Fehlanzeige, die war nicht dabei, obwohl sie dort sogar wohnt. Dort ging es in ein Café, wo noch zwei enge Freundinnen (eine davon meine „ehemalige Trauzeugin“) warteten. Dort wollten wir eigentlich anstoßen, aber nur eine wollte Sekt, die anderen haben alle Kaffee getrunken - was auch voll ok ist.
Danach ging es in einen Exit-Room, eine Stunde später war in einer Studenten-Pizzeria reserviert. Ich habe die ganze Zeit gedacht, ob meine Schwester noch nachkommt. Habe sie sogar angeschrieben und gefragt. Sie ist erkältet und hat wohl zu anderen gesagt, dass sie wirklich probiert nachzukommen. Mir hat sie gar nicht geantwortet, den anderen auch nicht. Da war sie auch nicht... Wie ich beim JGA erfahren habe, war selbst eine Woche vor dem JGA nichts reserviert. Die Freundinnen (die mich abgeholt haben) haben es panisch dann eine Woche vorher selbst in die Hand genommen, nachdem sie gemerkt haben, dass meine Schwester noch nichts fest gemacht hat. Wir hatten also drei Reservierungen: Für Exit-Room, ein Café und eine Pizzeria. Ansonsten gab es gar nichts: kein Schleier, keine Braut-Buttons, keine gemeinsamen T-Shirts, kein Sekt unterwegs, keine Spiele, keine Fragen, keine Fotos, zu denen ich etwas erzählen sollte, keine Kostüme, keine Musik, wir hatten wirklich GAR NICHTS. Kein Bauchladen....
Das Wetter war herrlich. Wie ich erfahren habe, hat die enge Freundin auch Wandern oder etwas sportliches vorgeschlagen. Doch in der wohl recht unmotivierten Chat-Gruppe wurde das alles abgeblockt. Ich liebe tanzen, bin sehr sportlich! Alle wissen das... aber es spielte wohl keine Rolle, was die Braut gerne macht.
Vor der Pizzeria bin ich dann in Tränen ausgebrochen, weil ich so enttäuscht war. Das ist doch kein JGA? Niemand hat mir angesehen, dass ich eine Braut bin, es war ein Nachmittagsspaziergang oder Kaffeeklatsch (was ich eigentlich sehr mag!), aber es hatte leider absolut keine persönliche Note und rein gar nichts mit mir zu tun. So eine lieblose Planung habe ich mir nicht erträumen können. Nicht einmal das Café mochte ich sonderlich gerne, es hatte überhaupt keinen Bezug zu mir. Ich hätte wirklich gerne mit den Mädels Kaffee und Kuchen gegessen. Hätte gerne vom ersten Date erzählt, ... eben sowas, was man normalerweise als Spiele oder Stationen bei einem JGA einbaut.
Die Freundinnen von mir haben sich wirklich Mühe gegeben, das beste aus diesem quasi nicht geplanten Tag zu machen. Allerdings hat nur eine Freundin Lust zum Feiern gehabt („Hey, das ist ein JGA!“), die anderen zogen leider nicht wirklich mit. Eine Mutter musste später Auto fahren und hat zumindest anfangs mitgetrunken, sodass sie abends noch Autofahren konnte, aber die restlichen Mädels haben Wasser und Apfelschorle bestellt. Der Barkeeper hatte so Mitleid mit mir, dass er mir vier Runden Shots ausgegeben hat, weil er einen so trostlosen, langweiligen JGA nicht einmal bei einer Runde Schwangerer erlebt hat.
Wie ich später erfahren hab, war geplant, dass der Abend gegen 20 h offiziell endet. Hallo?! Ein JGA, der abends um 20h endet? Wir haben dann zwar alle noch einen Cocktail getrunken, aber die Mädels haben öfter auf die Uhr geschaut. Klar, es kam auch einfach keine Stimmung auf und sie hatten den Zug im Nacken. Um 22h haben sich dann die vier Mädels verabschiedet und ich bin mit der einzigen feierfreudigen Freundin nach einigem Alkohol (Mitleid-Shots vom Baarkeeper) noch in eine Disco gegangen. Dort hat sie dann jede Menge Männer aufgefordert, mir Küsschen auf die Wange zu geben, wir haben bis halb fünf morgens getanzt und sie hat damit dafür gesorgt, dass ich mich zum ersten mal am ganzen Tag gefühlt habe wie eine Braut auf einem JGA....
Selbstredend, dass keiner der Herren ernsthaft glauben konnte, dass dies ein JGA sein soll - zu zweit?! Ohne Schleier, ohne alles? Meine beste Freundin, die ja ursprünglich den JGA geplant hatte, war fassungslos von dem JGA-Desaster und hatte dann ein schlechtes Gewissen, dabei konnte sie ja wirklich nichts dafür....
Bei meinem Mann lief der JGA völlig anders ab. Schon Monate vorher hat sein Trauzeuge mir den Termin genannt, damit ich ihn heimlich „blockieren“ kann, damit mein Mann verfügbar ist. Ich sollte Fragen mit Antworten über unsere Beziehung überlegen, damit sie das in ein Spiel einbauen konnten. Sie haben meinen Mann in eine weiter entfernte Stadt entführt, inklusive Übernachtung, ihm kurz - aber nicht peinlich - für die Zugfahrt ein Kostüm angelegt, wirklich viele nette Kleinigkeiten überlegt und es richtig persönlich auf das zugeschnitten, was er gerne macht. Es waren 12 oder 13 Männer, die offensichtlich wirklich zwei Tage richtig viel Spaß hatten.
Jetzt sitze ich hier und bereue, dass ich mir nicht besser selbst den JGA hätte organisieren sollen?! Denn einen Termin zu wählen, an dem von 20 Leuten nur 5 Leute können und nicht einmal meine eigene Trauzeugin als Schwester ist dabei, also sorry, und dann auch noch so lieblos bzw. gar nicht geplant? Da wäre mir ein Termin tausendmal lieber gewesen, an dem es vielleicht erst um 17 Uhr losgeht, aber dafür alle mit Herz und Seele dabei... Ich bin einfach maßlos enttäuscht von meiner Schwester. Hätte sie sich bei mir gemeldet und mir gesagt, dass sie krank ist und nicht dabei sein kann, wäre es auch etwas anderes gewesen. Oder hätte sie gesagt, dass er ihr zu viel wird...? Dann hätten alle mit angepackt und mitorganisiert und sich etwas überlegt. So hatten die anderen Mädels den Spagat zwischen „einmischen“ und zusehen, dass es ein Desaster wird. Schließlich wollten sie meiner Schwester auch nicht zu sehr in die Planung reinpfuschen, es hatte ja irgendwie niemand damit gerechnet, dass sie sich am Tag vorher komplett rauszieht und auch nicht mehr antwortet.
Ich bin wirklich maßlos enttäuscht von meiner Schwester.
Hat jemand auch so einen JGA erlebt? Ich habe wirklich nicht viel erwartet, aber eben eine persönliche Note....
ist das zu viel von mir erwartet??
Momentan bin ich kurz davor, ohne Trauzeugin zu heiraten. Denn es hat keinen Wert, wenn es offensichtlich nur eine Art Pflichterfüllung für sie ist. Schwester hin oder her, aber dann lieber ohne.
Oder reagiere ich über? Habe ich wirklich zu viel erwartet?
Tut mir Leid, dass es so lang geworden ist. Ich sitze immer noch da und weine.
Die traurige Braut...