17/05/2016 10:17:42
Ich hatte ja versprochen, einen Bericht von der Hochzeit meiner Freundin zu machen.
Also, hier ist er:
Wir waren schon am Freitag nach Niederbayern gefahren, wo die Hochzeit in Bad Birnbach stattfand. Da an dem Tag Ferienbeginn war, brauchten wir für die Strecke glatte 4 Stunden (210 km). Erst bezogen wir unser Quartier in der Ferienwohnung, die wirklich wunderschön war, danach fuhren wir zu meiner Freundin, die ich schon 2,5 Jahre nicht mehr gesehen hatte.
Die Begrüßung war dementsprechend emotional, da kullerten schon die ersten Freudentränen.
Wir lernten den Mann meiner Freundin kennen, ein wirklich lieber Mensch, da hat sie wirklich einen tollen Partner an ihrer Seite, was mich für sie von Herzen freut. Wir lernten auch die Söhne des Bräutigams und ein bisschen Verwandtschaft kennen. An dem Abend waren wir etwa 15 Personen, drei Hunde und zwei Katzen
Später zeigte meine Freundin mir noch ihr selbst genähtes Brautkleid (sie ist Schneiderin) und da war ich wirklich von den Socken. Das Kleid war im mittelalterlichen Stil, ivoryfarben mit petrolfarbener Spitze, die vorne am Rock und hinten an der Schleppe, an den Ärmeln, Schultern und vorn am Oberteil angebracht war. Das Kleid war hinten und vorne geschnürt, hatte eine große Kapuze, die mit Petrolfarbenen und weißen Perlen bestickt war.
Sie hatte es noch auf der Schneiderpuppe dekoriert. Ich war sprachlos und neugierig, sie darin zu sehen.
Zum Abendessen wurden riesen Schüsseln mit Nudelsalat und Wurstsalat aufgetischt, die Schwägerin und die Schwiegertocher banden Anstecker für die Hochzeitsgäste aus Buchs und künstlichen Fliederblüten, die wirklich hübsch aussahen.
Gegen halb 12 Uhr Abends haben wir uns dann verabschiedet, wir waren müde von der Reise.
Am nächsten Morgen haben wir in einem sehr schönen Café gefrühstückt und sahen uns dann den Ort ein bisschen an, es war gerade Wochenmarkt, wo wir auch noch ein bisschen herumgelaufen sind und uns die Sachen angeschaut haben und ich hab mir einen schönen Ring mit Bernstein gekauft. Gegen Mittag gingen wir zurück in unsere Unterkunft, schrieben ein paar Postkarten und machten uns dann langsam zurecht für die kirchliche Trauung.
Wir gingen alle in Tracht, ich in Dirndl, mein Z einen schönen Trachtenanzug und mein 10 jähriger Sohn in Lederhose.
Ich hatte ja die Hochzeitskerze gemacht, die wir dann auch mit zur Kirche nahmen, und als wir bei der Kirche ankamen, kam auch schon das Brautauto angefahren. Meine Freundin winkte und strahlte über das ganze Gesicht. Als sie aus dem Auto ausstieg, konnten wir sie zum ersten mal im Brautkleid bewundern. Sie sah so wunderschön und glücklich aus. Im Haar trug sie einen sehr schönen, funkelnden Kamm und der Brautstrauß war komplett aus weißen Rosen mit einer Drahtschlaufe und Perlen als Verzierung. Der Bräutigam war mittelalterlich gewandet mit grüner Hose, beigem Wams und Baumwollhemd. Dazu ein großes Trinkhorn am Gürtel.
Die Söhne und Schwiegertöchter und auch die Tochter der Braut waren mittelalterlich gewandet, was wirklich sehr gut aussah.
Als meine Freundin dann schließlich die Hochzeitskerze sah, fing sie fast vor Freude an zu weinen, weil sie ihr so gut gefiel, ich sagte nur zu ihr, bitte nich weinen, sonst weine ich auch und wir konnten uns grade noch wieder einkriegen. Aber eine dicke Umarmung bekam ich von ihr und ihr Mann drückte mir auch die Hand und bedankte sich.
Der Pfarrer nahm uns dann schließlich die Kerze ab und brachte sie zum Altar und forderte die Gäste auf, sich in die Kirche zu setzen. Es war eine sehr schöne Kirche im gotischen Stil, es waren so 70 Leute da und ein paar fremde Zuschauer.
Zum Einzug spielte der Chor auf einer Harfe die Melodie von drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Ich bekam Gänsehaut und musste schon wieder schlucken. Meine Freundin zog am Arm ihres Bräutigams in die Kirche ein und ihr und ihrer Tochter kullerten die Tränen runter.
Ziemlich schnell kam dann die Lesung, die die Tochter meiner Freundin gehalten hat, aber sie hatte sich noch nicht wieder ganz im Griff und so hat sie auch während der Lesung sehr geschluchzt. Sie tat mir ein bisschen leid und sie entschuldigte sich dann auch dafür. Aber ich glaube, wir hatten alle Verständnis für sie.
Dann kam wieder der Chor, das Evangelium und die Ansprache, wo der Pfarrer meinen Spruch, den ich auf der Rückseite der Kerze angebracht hatte, gleich zwei mal mit einbrachte, was mich sehr stolz machte. Der Spruch war "Lasst die Liebe in euren Herzen wurzeln, und es kann nur Gutes daraus hervorgehen".
Dann kam das JA- Wort. Meine Freundin war zutiefst gerührt, immer wieder musste sie sich die Tränen abwischen. Man verstand sie kaum bei ihrem Eheversprechen. Aber auch der Bräutigam wischte sich immer wieder die Augen ab.
Nach dem Ja Wort entzündeten die beiden dann auch die Hochzeitskerze und der Chor sang das Halleluja von Leonard Cohen, wo dann auch bei mir die Tränen kullerten und die Gänsehaut lief mir über den ganzen Körper.
Dann kamen die Fürbitten, die wieder die Tochter meiner Freundin und ich gelesen haben. Es war eine Fürbitte dabei für die verstorbene erste Frau des Bräutigams, die ihn zu Tränen rührte.
Nach den Fürbitten sang der Chor ein Ave Maria und nach dem Vaterunser und dem Friedensgruß kam "ein bisschen Frieden" von Nicole und auch mein Z bekam feuchte Augen.
Mein Z, mein Sohn und ich hielten uns zu dritt an den Händen.
Schließlich war der Gottesdienst vorbei und zum Auszug kam wieder die Aschenbrödelmelodie. Es gab Gratulationen und die Söhne des Bräutigams bliesen auf Jagdhörnern. Eigentlich sollten sie mit Greifvögeln Spalier stehen, aber das hat der Pfarrer nicht erlaubt. (Der Bräutigam hat eine Falknerei)
Dann gab es noch ein Gruppenfoto auf einer Tribüne und eine Überraschung für das Brautpaar, die Kinder hatten eine Hochzeitskutsche organisiert.
Nur leider spielte dann das Wetter nicht mehr mit. Das Gruppenfoto war kaum gemacht, da brach das Unwetter los. Die zwei setzten sich zwar noch in die Kutsche und zogen sich eine Decke drüber und bekamen einen großen Regenschirm in die Hand.
Bis wir zum Auto kamen, fing es schon an zu regnen und auf halber Strecke zur Location musste die Kutschfahrt abgebrochen werden.