23/08/2009 08:38:43
So, Zeit für Teil zwei.
Samstag morgen: Eigentlich ging der Tag ganz gemütlich los. Ca 8Uhr aufgestanden und gefrühstückt, die letzten Sachen ins Auto gepackt, den Brautstrauß und die Ansteckblume für meinen Schatz geholt. Dort traf ich einen unserer Nachbarn, die wussten bis zu dem Zeitpunkt noch nichts davon das wir heiraten. Jetzt konnte ich es nicht mehr geheim halten. :) Er wünschte uns viel Glück und einen schönen Tag und dann sind wir auch schon los. Noch schnell die Blumen für die Tischdeko abgeholt, hatte ich in einem anderen Blumenladen bestellt. Hat auch alles wunderbar geklappt und das ganze fast geschenkt. 120 Rosen für 30 €, da kannste nicht mekern. Wir also bester Laune zur Location. Mittlerweile war es 10.30 Uhr. Meine Schwiegereltern holten gerade die kalten Platten fürs Buffet am Abend holen, die mein Vater ganz fleißig schon den ganzen Morgen am machen war. Zum Glück gab es einen Kühlraum, so das wir sie in der Location zwischenlagern konnten und abends nur auf die Büffettische stellen mussten. :)
An der Location angekommen stellten wir einen Riss im Reifen unseres Autos fest, oh schit und am Montag wollten wir damit auf Hochzeitsreise. Ich also zur Werkstatt. Alles nicht so schlimm, ist nur im Profil, kann nichts passieren. Na Gott sei dank.
Dort noch die letzten Handgriffe für die Deko, Vasen füllen und auf die Tische, nochmal durchlüften, Decken auf die Tische im Garten. Wir waren nicht ganz im Zeitplan aber ok, bis 14Uhr war noch genügend Zeit. Ich war so aufgeregt. Unsere Gäste kamen aus ganz Deutschland extra wegen uns hier her, einige hatte ich wirklich lange nicht gesehen und ich freute mich auf ein Wiedersehen. Eine Tante von meinem Mann kam sogar aus England angereist. Leider ohne ihren Mann der sehr krank ist.
Schade ich hätte ihn gerne kennengelernt.
Meine eine Tante und meine Großeltern wollten auch nicht dabei sein, was mich sehr traurig machte, mich in diesem Moment aber nicht weiter störte, es kamen so viele Leute nur wegen uns, das lies alles andere Vergessen.
Unsere Band, Freunde von uns, existiert eigentlich gar nicht mehr. Nur für uns spielten sie noch einmal zusammen.
Apropo Band wo steckt die eigentlich? Es war mitlerweile 11.30Uhr so langsam sollten sie eigentlich da sein und aufbauen. Doch keine Band in Sicht. Anruf bei einem der Bandmitglieder. Nein, der Kollege der ihn um 11Uhr abholen wollte sei noch nicht da, bekamen wir zu hören. Oh, nein, der hat das doch wohl nicht vergessen. Anruf beim Kollegen,:"Hochzeit? was ist los, ja ja bin schon unterwegs." Nicht gerade beruhigt ging ich mir anschauen was an kalten Platten schon da war, nachdem die Trauzeugin meines Mannes meinte, "das schaut aber wenig aus.".
Und traute meinen Augen kaum. Das soll alles sein? Ich kenne doch die Buffets, die mein Vater macht. Das glaub ich jetzt nicht, das reicht doch nie für 70 Leute, so dachte ich mir. Ok tief durchatmen. Ich ging zu meinem Mann. Wir schauten es uns nochmal an. Mittlerweile war die Band da, die auf X Hochzeiten gespielt hatten, auch die schauten sich das Buffet an. Und noch ein Bekannter der auch öfter für so viele Leute kocht schaute es sich an, doch es wurde nicht mehr und alle sagten das selbe, :"das reicht nie!" Ich war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Ich konnte meinen Vater doch jetzt nicht anrufen und ihm sagen das wir alle glauben das Buffet reicht nicht. Mal abgesehen das nicht alles so war wie besprochen. Auf der Käseplatte gab es keinen Gouda, den mein Mann so gerne mag, und aus dem großen Obstkorb wurde eine mickrige Obstplatte. Rote Grütze hatten wir allerdings mehr als genug. Eigentlich wollten wir noch was Essen und uns in Ruhe fertig machen, daraus wurde nun nichts mehr. Ich rief also doch bei meinem Vater an und er reagierte wie ich es mir gedacht hatte. "Ist doch nicht mein erstes Buffet was ich mache, natürlich reicht das. Wenn du unbedingt willst bring ich halt noch was mir, wirst schon sehen was du davon hast, was über ist, darfst du dann gerne alleine essen." Zack aufgelegt. Na super am Tag meiner Hochzeit auch noch Zoff mit meinem Vater. Was solls, jetzt war eh alles zu spät. Die Trauzeugin meines Mannes düste auch noch mal los und kaufte noch Reserve ein. Wir konnten doch unsere Gäste schlecht hungern lassen.
Der Tag ist gelaufen, ich hatte schon keine Lust mehr. Das Mittagessen viel aus, Getrunken hatte ich auch kaum was, aber das war jetzt egal. Die ersten zwei Gäste waren schon da und ich war noch nicht einmal umgezogen. Die Bekannte die mir mit den Haaren helfen wollte war auch noch nicht da, seit einer halben Stunde wollte sie da sein. Es war mittlerweile 13Uhr. Was schon so spät? Und wir völlig verschwitzt und noch nicht mal umgezogen. Der Hausmeister schaute noch vorbei und schloss uns die leerstehende Hausmeisterwohnung auf. Dort konnten wir uns kurz abduschen. Was für eine Wohltat
, nachdem wir das Rostwasser erst mal aus den Rohren gelassen hatten.
Immer wieder nahm mich mein Schatz in die Arme und meinte das wird schon. Wir haben doch uns, ich solle mir keine Sorgen machen. Ich machte mir aber Sorgen und war schon wieder am heulen. Was gibt das nur für eine Braut?
13.20Uhr endlich gingen wir uns umziehen. Keiner da. Meine Eltern nicht, seine Eltern nicht unsere Trauzeugen nicht. Ok seine war ja noch für uns einkaufen. Verdammt wer kümmert sich nun um die Gäste die jeden Moment eintrafen? Ok, wir baten also unsere zwei schon vorhandenen Gäste sich der Begrüßung anzunehmen, was diese auch gerne taten, mein Schatz zog sich schnell um und ging dann auch nach oben um die Gäste zu begrüßen. Alle fragten nach der Braut, die sich noch im Keller versteckte und niemanden zu sich lies, erstens war sie noch nicht fertig, zweitens verheult und drittens hatte sie schon keine Lust mehr. Mich aus einer solchen Stimmung wieder rauszuholen war schon immer schwierig und ich versuchte mich erst einmal halbwegs zu beruhigen. Mein Schatz holte uns noch ein Glas Wasser. Ich hatte immer noch nichts getrunken und bekam schon Kopfweh, wie immer wenn ich mich aufrege. Oh nein nicht auch noch das, ich nahm gleich eine Kopfwehtablette und fing an mich zu schminken, nur eine knappe halbe Stunde Zeit. Gestern brauchte ich eine Stunde um mich fertig zu machen und immer noch niemand da der mir mit den Haaren half. so ein scheiß, musste es eben wieder selber gehen. Ich schminkte mich in Rekordzeit und machte mir die Haare. Ok, jetzt nur noch das Kleid, nur keiner da der mir da rein hilft, so ein sch... was mach ich nur, heute läuft aber auch alles schief, dachte ich mir und saß mutterseelen alleine im Kellerraum.
Dann kam sie doch noch, die mir mit den Haaren helfen wollte. Sie richtete meine schon gemachte Frisur noch etwas, ich trug ja zum Glück Hut, da ist die Frisur nicht ganz so wichtig und half mir ins Kleid und die Blume am Sakko meines Mannes festzustecken. So noch den Hut auf und fertig. Sie flitzte schnell nach oben zu den anderen Gästen und ich war wieder alleine. Kurz nach 14 Uhr stand ich also da, fix und fertig auch mit den Nerven und wartete und wartete. So langsam sollte es doch losgehen. Ich wurde immer unruhiger. Irgendwann kam dann mein Schatz und wartete mit mir. Die Gäste wollten erst was trinken bekam ich zu hören. Bitte was? Ich glaube es geht los es ist gleich 14.30Uhr jetzt gehts los, jetzt gibts nicht noch was zu trinken! Ich glaubte ich dreh gleich durch. Endlich gingen alle in den Raum in dem wir unsere
freie Trauung hatten. Und noch immer warteten wir mir kam es alles endlos vor. Dann endlich wurden wir geholt. Bis auf unsere Eltern waren alle schon im Trauraum. Wir bekamen noch ein paar Worte mit auf den Weg, von denen ich nicht mehr viel weis und dann ging es los.
Wir und nach uns unsere Eltern gingen in den Trauraum. Dort empfingen uns all unsere Gäste mit einer brennenden Kerze in der Hand. Der Raum war abgedunkelt und nur die Kerzen brannten. Es war so schön. Sofort flossen bei mir die Tränen und hörten gar nicht mehr auf. Neben dem Altar standen Bilder von unseren verstorbenen Großeltern, damit sie auch irgendwie dabei waren. Alles war so feierlich, ich war hin und weg und konnte meine Tränen kaum halten. Viel zu schnell ging die Zeremonie vorüber. Leider bekam ich echt fiese Kopfschmerzen, trotz Tablette und es dauerte einige Zeit bis ich kapierte woran es lag. Der Neckholder war zu fest gebunden und der Knoten drückte echt fies in meinem Nacken und der Hut saß leicht schief so das er auch drückte. Als wir beim Sektempfang standen rückte ich erst mal den Hut zurecht und mein Mann löste den Neckholder und so schnell wie sie kamen gingen die Kopfschmerzen auch wieder. Eigentlich hatte meine Mutter jemanden organisiert, der mit den Getränken helfen sollte und auch Sekt ausschenken sollte. Nur keine Ahnung was die trieb, Sekt hatte sie jedenfalls noch nicht ein Glas eingeschenkt als wir zum Sektempfang kamen. Dann wurde erst mal gratuliert und Geschenke überreicht. Mein Mann war erst mal verschwunden und so stürmte alles auf mich ein. Mir wurde unglaublich schwindelig, alles drehte sich um mich und ich dachte ich kipp gleich um. Und noch eine Hand geschüttelt, Umarmung, Küsschen ich dachte es nimmt kein Ende. Wo war blos mein Mann er konnte mich doch jetzt nicht alleine lassen.
Aber da stand er auch schon wieder an meiner Seite. Wir ließen die Rede meines Vaters über uns ergehen und brachten auch gleich den Hochzeitswalzer hinter uns. Den Walzer hatte mein Schatz extra für mich geschrieben
Und er tanzte mit mir
Er tanzt sonst nie. Die Hochzeitstorte wurde angeschnitten und das Kuchenbuffet eröffnet. Und dann ging alles seinen Lauf. Die Band spielte, es wurde getanzt. Leider forderte mich keiner außer meinem Onkel zum Tanz auf, nicht mal mein Vater, der glaube ich immer noch sauer ist. Nach dem Kaffee gingen die ersten auch schon wieder und so reichte das Buffet dicke. Zumal wir auch noch Antipasti von der Gartenparty neben an rüber gebracht bekamen. Es gab noch einige Vorträge und eine Hochzeitszeitung und ein doofes Karaokespiel, obwohl wir eigentlich gesagt hatten wir wollen sowas nicht. Irgendwelche Geldsammelspielchen wurden sich zum Glück verkniffen, da sorgte meine Schwiegermutter für, die alle Aktionen plante.
Als jeder eigentlich schon satt war, kam mein Vater mit einer Gulaschkanone. Was sollte das denn? Wollte ich nicht, war nicht abgesprochen, konnte ich nicht leiden. Ich tickte fast aus. Eine Bekannte meinte dann noch wie alt ich eigentlich sei? Ich dachte nur jetzt reichts. Nichts lief an dem Tag so wie es sollte. Ich musste erst einmal raus. Ich ging in den Keller und verzog mich in den Raum in dem ich mich umgezogen hatte. Ich war fix und fertig. Alle bemühten sich mich aufzuheitern aber meine Stimmung war den ganzen Nachmittag und Abend echt im Eimer. Ich weis ja ich brauche ewigkeiten um mich aus einer solchen Stimmung wieder rauszuholen. Als meine Stimmung langsam wieder besser wurde gingen auch schon die meisten Gäste so gegen 22Uhr. Der harte Kern also meine Familie tanzte noch bis Mitternacht. Dann baute auch die Band ab und alle verabschiedeten sich. Jetzt saßen wir noch mit der Trauzeugin meines Mannes, einem guten Bekannten und der Band zusammen und quatschten und packten Geschenke aus bis ca 2Uhr. Die Trauzeugin meines Mannes warnte mich noch vor, sie war in unsere Wohnung, wir sollten nicht böse sein. Wir schnappten uns unsere Geschenke und fuhren heim. Mein Mann schloss die Tür auf und dann stand er da wie angewurzelt. Ich wollte ganz ungeduldig wissen was los sei aber schaute nur ganz ungläubig. Bis mir ein licht aufging. Was hatte seine Trauzeugin noch gesagt? Ich hatte es doch glatt vergessen, aber in dem Moment viel es mir wieder ein, sie war in unserer Wohnung gewesen. Was hatte sie blos gemach?
Der ganze Flur war voller Luftballons, zum Glück nur der Flur so konnten wir sie beiseite schieben. Im Wohnzimmer war ein Herz aus Teelichteern auf dem Boden und im Schlafzimmer waren noch einige Herzluftbalons auf dem Bett verteilt. Total süß, die Herzluftbalons fliegen immer noch in der Wohnung rum.
So das war unsere Hochzeit. Wunderschön, anstrengen aufregend, mit viel Tränen und viel Lachen und sehr gerne erinnere ich mich an die vielen schönen Momente. Die anderen sind nicht so wichtig.
Viele liebe Grüße
jbb