23/09/2012 18:44:07
Eigentlich habe ich ja schon einen kurzen Bericht gegeben, nun aber doch mal ausführlicher: Der 15.September sollte UNSER Tag werden.
Morgens um 7:00 stand unsere Frisörin vor der Tür, begann mit meinem Styling, Haare, Nägel und Make up. Mit netter Unterhaltung und Kaffee Während ich vorher den Tisch schon gedeckt hatte, holte mein Schatz frische Brötchen, meine Mutti kümmerte sich darum, das mein Kleiner aus den Federn kam...
Als alle um den Frühstückstisch saßen-und ich mit Lockenwickeln im Haar die Erlaubnis bekam, auch was zu essen, klingelte das Telefon und danach war der Tag nicht mehr so, wie er sein sollte
Meine Schwiegermama rief an und teilte uns mit, das der älteste Bruder meines Mannes tot in seinem Bett lag. Danach legte sie auf und wir blieben mit der Nachricht und tausend Fragen erstmal uns überlassen.
Nachdem wir uns kurz beraten hatten, teilten wir es den Kindern mit und unser Entschluss lautete: Alles durchziehen bis zum Abendessen und dann Ende. Also Musik und Fotograph abbestellt.
Meinem Mann ging es schrecklich: er wusste nicht, ob er ärgerlich, traurig oder verzweifelt sein sollte. Seit dem Vortag schleppte er zudem noch eine dicke Erkältung mit sich herum.
Er fuhr los um mit den Pfarrern zu reden, bei seinen Eltern zu schauen und von seinem Bruder Abschied zu nehmen. Das Ganze ca. 1h vor Standesamt.
Als er wieder kam, war er kaum wieder zu erkennen, machte aber ein frohes Gesicht und wir starteten nur mit unseren Kindern und meiner Ma zum Standesamt. Der Standesbeamtin erklärten wir kurz unsere bedrückten Mienen und nachdem sie sich gesammelt hatte, gelang es ihr, uns wieder etwas in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken und wir konnten ihren gut gewählten Worten zur Ehe folgen Als mein Lütte dann gefragt wurde, ob er auch den neuen Namen annehmen wolle, bestätigte er dies freudig und bat, auch unterschreiben zu dürfen. Natürlich durfte er
Fotos gab es vorm Amt-sogar von uns Fünfen
Nach einem halben Stündchen zu Hause gings zum Mittagessen in ein nettes Lokal, mit dessen Besitzer mein Mann befreundet ist. Er wollte uns eigentlich schon ein kl. Überraschungsmenü kredenzen, hat sich auf Grund unserer Stimmung dann für etwas schlichteres, nicht weniger schmackhaftes entschieden. Der Tisch war schon luebefoll und festlich gedeckt. Zum Essen kamen dann auch die Schwiegereltern u meine Schwägerin. Großen Appetit hatte keiner aber es hat wohl etwas geholfen, das wir alle zusammen waren.
Nach dem Essen bin ich dann mit meiner Schwägerin in ihre Wohnung gefahren, wo unsere Frisörin uns schon erwartete um mir den letzten "Schliff" zu verpassen und mir ins Kleid zu helfen.
Gut sah es aus und es war wohl eine Fügung des Schicksals, das ich mich nicht für ein weißes Kleid entschieden habe...
Vor der Kirche erwarte mich mein Schatz, der in seinem schwarzen Anzug so gut aussah aber auch sehr traurig...ohne Blumenschmuck am Revers und statt edler silberner Krawatte in schwarz...
Er war aber froh und glücklich, mich zu sehen, überreichte mir den Brautstrauß aus weiß-roten Rosen und wir hielten uns an den Händen, bis die Pfarrer uns in die Kirche geleiteten.
Eine Freundin begleitete die Organistin mit ihrer Querflöte und der Gottesdienst war berührend, familiär und sehr schön von beiden Pfarrern begleitet.
Wir hatten alle Gäste in der Einladung gebeten, je eine einzelne Blume mitzubringen und so hatten wir einen frischen Altarschmuck-von jedem unserer Gäste gestaltet-zwei große Vasen mit allerlei Blumen der Saison, doch vor allem Rosen
Am Ende der Trauung wurden unsere Kinder noch zu uns gebeten und unsere Familie wurde gesegnet. Mein Kleiner war so gerührt, das er seine Arme um mich schlang und nicht mehr loslassen wollte
Beim Hinausgehen begleitete uns wieder Orgel-und Flötenmusik, so dass es kaum bemerkt wurde, das unsere Blumenkinder nicht ganz bei der sache waren. Dann aber waren sie begeistert bei der Sache und die Rosenblätter wirbelten durch den Herbst...
Anfangs hielten sich unsere Gäste mit den gratulationen etwas zurück, ich glaube, sie hatten etwas Probleme, uns zu beglückwünschen und Beileid auch...
Etwas unkoordiniert gungs dann durch die Stadt zu unserem Ort der Feier, wo der sektempfang allen etwas Normalität zurück gab und die Stimmung etwas gelöster wurde.
Unsere Hochzeitstorte (dreistöckige Sachertorte)war die Eröffnung des Kuchenbuffets, welches allen gut gefiel.
Nach dem Kaffee gings mit der Gesellschaft in den Park, wo zwar die offiziellen Fotos ausfielen, doch unser großer Sohn fleißig fotographierte.
Die kids tobten bis zum Spielplatz und zurück, so war genug Platz fürs sehr gelungene Abendessen...nachdem wir unser `Fest`beendeten.
Ich glaube, niemand hat es uns übel genommen, das wir es so gestaltet haben...also ohne laute Musik, ohne Tanz und Spiele...
Diesen Teil holen wir in Form einer späteren Party nach.
Mein Tipp an alle, die ewig vorher planen...versucht, dennoch flexibel zu bleiben, schaut, das die Familie und die Freunde nicht zu viel erwarten und Euch nah sind...dann ist man vielleicht nicht gar so unglücklich, wenn etwas unvorhergesehenes dazwischenkommt.
Wir lieben uns und schauen hoffnungsvoll in die Zukunft, auch, wenn es unser Hochzeitstag auch immer mit dem Tod des Bruders zusammengehören wird...