31/03/2011 22:22:21
Hallo ihr Lieben,
vielen lieben Dank für die vielen Glückwünsche!
Endlich komme ich dazu, meinen Geburtsbericht einzustellen. Ich fürchte nur, dass er etwas lang geraten ist
Eines vorweg:
Wer die Geburt seines Kindes noch vor sich hat uns sich durch Geburtsberichte, die leider nicht den Tenor "Alles halb so wild" enthalten, verunsichern lässt, bitte ich, von meinem Bericht vorerst Abstand zu nehmen
ET war der 07.03.2011, allerdings bin ich die ganze SS davon ausgegangen, dass unser Prinz früher kommen würde. Gerade auch, weil uns zum Ende der SS immer wieder bestätigt wurde, dass es sich um ein nicht ganz so zartes Kind handeln würde (letzte Schätzung am ET: 3900 g
per US)
Zwei Tage nach ET, also am 09.03.2011, waren Schatzi und ich zusammen bei der FÄ. CTG normal, "alles prima" hieß es und ich war kurz vor einem Verzweiflungsanfall, denn ich wollte unbedingt bald erlöst werden von meinem riesen Bauch! Immerhin war ich schon sehr lange am Warten, dass es bald los geht... Gerade die letzten 1,5 Wochen hatte ich immer wieder Senkwehen, die sich wie Menstruationsschmerzen anfühlten.
Ich sollte mich nochmals kurz frei machen für einen US. Die Ärztin erklärte mir -wie die letzten beiden Male-, dass der Kopf schön tief sei und ich eigentlich nur noch Pressen müsste
Da war mir klar, dass wir wieder heim geschickt werden... Aber nein, plötzlich meinte die FÄ, dass ihr die Fruchtwassermenge so gar nicht gefallen würde und sie uns jetzt in die Klinik zur Einleitung schicken würde
"Jaaaaaaaaaaaaaaaaaa" dachte ich mir "endlich"
Die FÄ gab uns noch den Tipp, etwas zu essen und in Ruhe die Tasche zu holen. Wow, war das ein Gefühl auf dem Heimweg, unser Baby würde ganz bald in unseren Armen liegen...
Wir also zum Imbiss (ich wollte soooo gerne noch eine Currywurst mit Pommes essen) und nach Hause. Ich bin dann nochmal kurz unter die Dusche und los ging es gen Krankenhaus.
Dort angekommen wurde erstmal ausgiebig CTG geschrieben... natürlich keine einzige Wehe in Sicht. US wurde gemacht und wir durften waaaaarten. Schatzi und ich waren uns fast sicher, dass man uns wieder nach Hause schicken würde, irgendwie war da totaler Hochbetrieb... Und tatsächlich, eine Ärztin kam zu uns und schickte uns nach Hause, wir sollten doch am nächsten Morgen um 8 Uhr wieder kommen
Schlussendlich stellte sich heraus, dass mittwochs Kaiserschnitttag ist und 9 Frauen entbunden wurden! Aja...
Etwas enttäuscht verließen wir die Klinik und genossen dann aber doch unseren letzten Abend als kinderloses Paar...
Die Nacht war ok. Pünktlich um 8 Uhr standen wir wieder im Kreisssaal auf der Matte. Wir wurden sehr freundlich von einer Hebammenschülerin in Empfang genommen, die mich ans CTG anschloss. Natürlich wieder keine einzige Wehe in Sicht... Um 9 Uhr wurde mir eine Art Tampon mit Rückholfaden gelegt - natürlich von einem Arzt, der nicht nur absolut gut aussehend war, sondern auch noch total jung, wenn er 30 war, war er alt... Ich kam mir einfach schrecklich vor, so aufgequollen etc. 24 kg plus sind halb doch ne Menge... Anschließend wieder CTG. Nix.
Zwischenzeitlich bekam ich ein Zimmer zugewiesen. Ein Zweibettzimmer, sehr schön hell und groß. Eine Zimmernachbarin hatte ich nicht, was mir ganz recht war. Ich richtete mich ein, schickte meinen Mann nach Hause und probierte den Fernseher aus. Super Sache, jeder Beistellwagen hat einen Flachbildfernseher mit sämtlichen Programmen, Radio und Internetzugang
Um niemanden zu stören natürlich alles mit Kopfhörer.
Um 13 Uhr wieder CTG, wieder nichts... Erstaunlicherweise hatte ich bei meiner Rückkehr auf dem Zimmer ein Mittagessen auf dem Tisch stehen. Ich hatte zwar nichts bestellt, freute mich aber über diesen Service
Nach dem Essen zog ich meine Straßenkleidung aus und warf mich in meinen Jogginganzug. Irgendwie kam ich mir komisch vor, ich sollte mich ins Bett legen, ohne krank zu sein
Ich beschloss eine Runde zu schlafen. Um 17 Uhr sollte ich wieder zum CTG. Mit Schlafen war leider nichts, meine Mum und meine Oma standen in der Tür. Meine süße, alte Oma war fix und fertig mit den Nerven und bedauerte mich in einer Tour. Es kostete echt Mühe ihr zu erklären, dass es mir blendend ging, ich keine Schmerzen hatte und alles ok war
Um 17 Uhr wieder CTG-Kontrolle - wie zu erwarten - nichts
Auf Nachfrage erklärte man mir, man könne absolut keine Prognose abgeben, wie lange das dauern würde, bei einer Frau schlägt die Einleitung sofort an, bei der anderen nach drei Tagen
Drei Tage? Ich richtete mich gedanklich auf das Schlimmste ein...
Gerade auch, weil mir der hübsche Arzt am Morgen nicht gerade Mut gemacht hat. Mein Befund sei absolut unreif, also Muttermund komplett zu, Cervix 2cm (zur Erklärung: Bevor der MuMu aufgeht, muss erst der Cervix weg).
Etwas entmutigt schlappte ich zurück auf mein Zimmer. Ich legte mich in mein Bett und guckte fern.
Auf einmal musste ich dringend zur Toilette. "Prima, jetzt bekomme ich auch noch Durchfall", dachte ich mir. Drei "Durchfallkrämpfe" später kam auch schon das Abendessen, dass ich mit Unterbrechungen zu mir nahm. An Wehen hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich geglaubt, keine Ahnung warum
Als die Dame zum Geschirr abholen kam, wurde mir bewusst, dass das vielleicht doch Wehen sein könnten. Es tat richtig weh, fühlte sich aber -wie gesagt- an wie Durchfallkrämpfe... Ich schrieb meinem Mann eine SMS, dass ich mal in den Kreisssaal gehen würde um das kontrollieren zu lassen, er müsse sich aber noch nicht auf den Weg machen, ich würde ihm Bescheid geben.
Gegen 18 Uhr wurde ich im Kreisssaal wieder von der netten Hebammenschülerin in Empfang genommen und ans CTG angeschlossen. Diesmal allerdings nicht im CTG-Raum, sondern im Wehenzimmer (sah man mir wohl schon an?!). Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon alle zwei Minuten Wehen, allerdings waren diese sehr zart auf dem CTG (max 50)
Ich hatte echt Angst, man würde mich wieder auf mein Zimmer schicken... Auaaaaaa....
Glücklicherweise hatte mein Mann nicht auf mich gehört und kam zu mir ins Zimmer. Ganz ehrlich, ich hätte ihm zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr anrufen können, geschweige denn eine Nachricht schicken. Ich hatte kaum Pausen zwischen den Wehen.
Befund um 19 Uhr: MuMu komplett geschlossen, Cervix 2 cm, also wie am Morgen. Ich bat um ein Schmerzmittel. Man gab mir zwei Buscopan-Zäpfchen und schickte mich in die Badewanne. Suuuuuuper, dachte ich mir, warum nicht gleich Traubenzucker?! Die Badewanne brachte mir kurze Zeit Erleichterung, bis mir die Fruchtblase platzte. Wieder dieses fiese Durchfallgefühl, raus aus der Wanne, auf die Toilette und ab da ging es mir richtig schlecht! Man lies mir erneut Badewasser ein, ich lehnte allerdings dankend ab, zu nass, zu warm, zu viel Wasser, ich wollte einfach nur meine Ruhe...
Ab jetzt war ich einfach nur noch damit beschäftigt, nicht zu sterben
Ich bat um richtiges Schmerzmittel. Wieder wurde ich untersucht. Die Hebamme stellte erstaunt fest, dass der MuMu nun bereits bei 4 cm war
Wow, 2 cm Cervix und 4 cm MuMu in ca. 60 Minuten, das muss mir erstmal jemand nachmachen
Man sagt, 1 cm pro Stunde...
Man legte mir einen Zugang und verabreichte mir irgendetwas, dass zwar nicht gegen die Schmerzen half, mich aber total gaga in der Birne machte. Ich lag splitter faser nackt auf diesem Sofa und atmete wie eine Bekloppte. Später bat ich um eine PDA, ich konnte einfach nicht mehr. Mein verzweifeltes Geplapper sorgte für allgemeine Erheiterung. Ich muss wohl sinngemäß gesagt haben, dass ich genau wisse, warum an den Balkonen vor den Zimmern Netze gespannt sind. Die Frauen in den Wehen würden sich da sonst herunter stürzen
Man zog mir eines dieser hübschen Hemdchen an, versorgte mich mit einer Netzhose und brachte mich per Rollstuhl in einen Kreisssaal. Dieses Medikament machte mich echt total bedudelt, fast wie betrunken...
Zu diesem Zeitpunkt flehte ich nach einer PDA, man versicherte mir, der Anästesist sei bereits verständigt und unterwegs, es könne nicht mehr lange dauern...
Endlich kam der Gute. Dabei hatte er irgendwelche Überwachungswägen und eine etwas ruppige, ältere Krankenschwester. Mein Mann erzählte mir später, warum sie so ruppig war: Ich bettelte in meinem Delirium ständig: "Bitte, Mädels, helft mir!" MÄDELS fand sie wohl weniger passend...
Der Anästesist stellte mir unentwegt Fragen, alle, die ich bereits auf dem Aufklärungsbogen beantwortet hatte
Im Nachhinein habe ich Verständnis für die vielen Fragen, aber unter den Wehen hat man für gar nichts Verständnis, was das Leiden verlängert... Er war total verunsichert über den Eintrag im Mutterpass, dass mit meiner Blutungsneigung bzw. Blutgerinnung irgendwas nicht stimmte. Genau wie über den Eintrag, dass meine Zuckerwerte beim Belastungstest nicht gut waren. Beides wurde allerdings von Fachärzten überprüft und nicht bestätigt, was sich der Gute ca. 5 x von mir erzählen und versichern lies
Gerade als ich fragen wollte, was denn wäre, wenn ich beim Stechen eine Wehe hätte, verabreichte mir meine Lieblingshebamme irgendein Medikament, dass mich schlagartig von diesen abartigen Schmerzen und diesem
Schleier in meinem Hirn befreite. Das war ein Wahnsinns Gefühl!!! Wie aufwachen irgendwie. Ich konnte endlich den Kreisssaal richtig sehen, die Menschen um mich herum, ich sah meinen Mann sitzen und war einfach nur happy
Das setzen der PDA hat überhaupt nicht weh getan, lediglich etwas gedrückt, aber fast nicht erwähnenswert.
Ab da (ca. 23 Uhr) war erstmal alles gut. Mir wurde erklärt, dass ich nun alle 15 Minuten die Möglichkeit hätte, mir Narkosemittel zu spritzen, wovon ich auch häufiger Gebrauch machte
Immer wenn ich auch nur ein bisschen etwas spürte, lud ich gleich nach, aus Angst, dass diese Qualen wieder anfangen würden.
Schatzi und ich wurden alleine gelassen. Es folgte ein Schichtwechsel und wir unterhielten uns prächtig... Alle 30 Minuten kam eine Hebamme und guckte auf das CTG, Wehen vorhanden, alles super, weiter warten. Alle 60 Minuten wurden die Vitalwerte kontrolliert... Als dieses Spiel nach 3 Stunden nicht wirklich einen Fortschritt zeigte, schloss man mich an einen Wehentropf und lagerte mich alle paar Minuten neu. Ich wurde zur Toilette geschickt, was mit weitestgehend gefühllosen Beinen ein echtes Kunststück ist
Leider konnte ich meine Blase weder spüren, noch kontrollieren, was einen Katheter notwendig machte. Dank PDA aber überhaupt nicht schmerzhaft.
Gegen 03:30 Uhr bat mich die Hebamme, die PDA nicht mehr nachzudosieren. "F***", dachte ich mir, aber folgte dieser Anweisung. Leider lies die Wirkung sehr schnell nach und kurze Zeit später fand ich mich erneut in dem Schmerzzustand wieder, der mir noch sehr gut in Erinnerung war
Man bat mich, nun trotz fehlender Presswehen mitzuschieben, um dem Köpfchen etwas zu helfen. Ich presste und presste, mit jedem Pressen wurde der Druck schlimmer, ich konnte es fast nicht mehr aushalten. Ich bettelte wieder darum, doch nochmal die PDA drücken zu dürfen, aber die Hebamme war eisern
Ich konnte die letzten 10 Minuten nicht mal mehr sagen, ob ich gerade eine Wehe hatte oder nicht, es tat einfach die ganze Zeit unbeschreiblich weh, ich hatte das Gefühl, als ob es mich zerreist
Gerade als ich dachte, jetzt würde ich wirklich sterben, brachte ein markerschütternder Schmerz das Köpfchen zum Vorschein. Ich wurde gefragt, ob ich es gerne berühren möchte, ich lehnte jedoch dankend ab und bat um ein schnelles Ende, man wolle doch endlich dieses Kind aus mir herausholen
Ein weiteres Mal pressen schob den Rest meines Jungen aus mir heraus. Er wurde kurz abgewischt und ich fragte voller Sorge, warum er denn nicht schreien würde. Kaum ausgesprochen hörte ich den ersten, tiefen Schrei meines Babys. Man legte mir den blutigen, kleinen Körper auf den Bauch. Mein Mann war fix und fertig und wischte sich Tränen aus den Augen. Ich hingegen war total schockiert von mir selbst und wartete auf dieses Gefühl des unendlichen Glücks. Nichts. Nichts - außer ein schreckliches Brennen zwischen meinen Beinen. Endlich durfte ich die PDA wieder drücken... und konnte kurze Zeit später mein Baby angucken. Ich war glücklich, aber auch unendlich müde und erschöpft und gleichzeitig traurig, dass ich dieses Gefühl nicht hatte, das ich erwartet habe...
Die Ärztin untersuchte mich und rief besorgt den Oberarzt. Er solle bitte sofort kommen, sie bräuchte Hilfe beim Nähen, ich würde sehr viel Blut verlieren. Keine zwei Minuten später war dieser dann da - in Polohemd und Jeans. 1,5 Stunden wurde ich wieder zusammengeflickt, ich hatte zwei Scheidenrisse, einer davon hat eine Arterie verletzt und einen Riss bis hoch zum Kitzler...
Nachdem meine Verletzungen versorgt waren und mein Kleiner den ersten TÜV mit 9/10/10 bestanden hatte, wurden wir in einen anderen Kreisssaal gebracht. Beim herausfahren sah ich, dass alles voller Blut war, die Schuhe der Hebammen und Ärzte, das ganze Kreisssaalbett, der Boden... wie im Horrorfilm.
Drei Infusionen später schickte ich meinen Mann nach Hause ins Bett und durfte endlich auf Station. Das Anlegen klappte super, mein Kleiner und ich waren einfach nur erschöpft und müde. Kaum eingeschlafen kam eine resolute Krankenschwester und schickte mich auf Toilette. Ich versicherte ihr, dass ich gar nicht müsse, sie hatte aber kein Erbarmen und meinte, ich müsse die ganzen Infusionen irgendwann auch wieder loswerden. Ich stand auf und wurde gestützt. Ich merkte schon beim Aufstehen, dass mir gar nicht gut war und sich mein Kreislauf verabschiedete. Gerade so schaffte ich es auf die Toilette, die Krankenschwester schrie die ganze Zeit meinen Namen, ich solle die Augen offen halten, spritzte mir Wasser ins Gesicht... auf einmal lag ich wieder im Bett, lauter Krankenschwestern um mich herum... wieder alles voller Blut. Prima.
Nachdem ich ein frisches Bett und Nachthemd bekommen hatte, wurde ich wieder katheterisiert (?), wow, ich musste wohl doch dringend zur Toilette
Die Hebammenschülerin wurde zum Messen geschickt: 1200 ml
Das ist wohl einer der Nachteile einer PDA, man spürt seine Blase nicht mehr...
So richtig zum Schlafen kam ich an diesem Tag leider nicht, da wir eine sehr große Familie haben (leider schon der engste Kreis).
Die erste Nacht war soweit gut, mein Süßer war total erschöpft und hat viel geschlafen, leider hielt v. a. mich das Nachbarskind weitestgehend wach... Ich muss gestehen, dass ich echt froh war, dass sie am übernächsten Tag entlassen wurde, denn sie hatte nachts ein aktives Kind und tagsüber aktiven Besuch
In der letzten Nacht im Krankenhaus waren mein Kleiner und ich dann ganz alleine im Zimmer. Ich genoss die Ruhe am Abend mit meinem Mann und unserem Kind als kleine, neue Familie und später die Nacht. Ich konnte irgendwie nicht schlafen und musste permanent mein perfektes Baby anstarren. Er lag so zufrieden neben mir und guckte mich an. Als dann ein Engelslächeln auf seinen Lippen lag, kullerten mir die Tränen nur so herunter. Auf einmal übermannte mich all das Glücksgefühl, das ich bei der Geburt vermisst habe. Ich war so unendlich dankbar für dieses Geschenk, für dieses wunderbare Wesen, dass nun zu uns gehört.,,
Morgen ist unser Baby schon drei Wochen alt, die Zeit vergeht mir schon jetzt zu schnell! Ich liebe ihn so sehr, ich kann das gar nicht in Worte fassen. Wie er mich ansieht, wie er sich verhält, er ist so lieb und entspannt, es könnte nicht schöner sein!