11/03/2011 01:04:45
Heute ist der große Tag! Die Count-Down-Uhr steht auf 6 Stunden als ich zum ersten Mal wach werde. 3h also und somit wie üblich in den letzten Tagen. Nervös bin ich nicht und so lese ich noch ein bißchen und schlafe dann nochmal eine knappe Stunde auf dem Sofa bevor ich gegen 5:30h anfange mich fertig zu machen. Um 7:30h sollen wir in der Klinik sein und ich brauche ja immer ewig unter der Dusche und erst recht um meinen Mann um diese Uhrzeit aus dem Bett zu bekommen
Heute klappt das allerdings unglaublich schnell. Er ist scheinbar nervöser als ich. Akademisch pünktlich um 7:45 erreichen wir die Station und ich werde erstmal ans CTG gehangen. Da ist alles okay; keine Wehen und gute Herztöne. Leider ist unser Familienzimmer noch nicht frei und so werden wir vorrübergehend in einem Untersuchungszimmer untergebracht, wo wir auf meine Hebamme warten und ich schonmal ein paar formschöne Krankenhauskleider bekomme
Pünktlich um 9h ist meine Hebi dann da und ich werde von ihr und meinem Mann Richtung OP gerollt. Wegen der erhöhten Blutungsgefahr komme ich nicht in den normalen OP auf der Entbindungsstation, sondern in den gynäkologischen OP. Die Anästhesistin kenne ich schon vom Aufklärungsgespräch. 2 kleine Piekser für die Betäubung und wenige Minuten später liegt die Spinalanästhesie – da hat sich mein jahrelanges Yogatraining also doch mal gelohnt
Langsam spüre ich dass meine Beine erst ganz warm werden und dann die Betäubung einsetzt. Wir flachsen noch ein wenig mit der Anästhesistin, die sich sehr darüber wundert wie entspannt ich bin, bis der Chefarzt kommt und ich ihm gleich mal mitteile, dass die letzte Messung vom Vortag bei meinem Gyn einen Kopfumfang von ca. 33cm ergeben hat und er doch ruhig 1-2 cm kleiner schneiden könnte als geplant Wieder mal allgemeine Belustigung darüber wie unaufgeregt ich bin. Mein Puls ging während der gesamten OP nicht über 78!
Jetzt werde ich zum ersten Mal in den Bauch gezwickt und merke tatsächlich noch sowas wie ein Kribbeln, aber schon 2 Minuten später ist alles taub und ich bin selbst erstaunt, dass meine Frage, ob es schon losgegangen sei mit „Ja“ beantwortet wird.
Leider darf ich ja nicht zugucken, aber die netteste Anästhesistin der Welt geht mal nach vorn und kommt dann zwinkernd zu mir zurück mit den Worten „Es ist ein kleiner Schnitt“ Sie warnt mich noch vor, dass mir gleich eventuell übel werden könnte und ich einen Druck auf den Bauch verspüren werde. Letzteres ist tatsächlich so und fühlt sich irgendwie komisch an aber übel/schwindelig wird mir gar nicht und nur gefühlte Sekunden später höre ich um Punkt 10:00h die ersten Schreie meiner Tochter
Nun werde ich doch kribbelig und will sie sofort sehen und schon kommt meine Hebi mit einem käseschmierigen Bündel um den Vorhang herum und ich darf dieses winzige, verschmierte Wesen streicheln und küssen. Ich bin überglücklich als ich sehe, dass sie das Fruchtwasser ganz selbstständig aus ihren kleinen Lungen gepresst hat und schon fleißig schreit, sich aber unter den streichelnden Händen von mir und meinem Mann schon ein wenig entspannt. Es sind wohl nur 2-3 Minuten, aber mir kommen sie viel länger vor, bis mein Mann und meine Hebamme sie dann kurz mitnehmen um sie ein wenig zu säubern und in ein warmes Handtuch zu packen. Die Zeit bis sie zurück sind kommt mir so kurz vor, dafür erscheint mir jede Minute die ich meine Tochter dann wieder knuddeln kann 2-3-mal länger als sie tatsächlich war. Unsere Hebamme macht die ersten Familienfotos und dann gehen sie und mein Mann mit der Süßen in den Kreißsaal und Papa darf das erste Bonding machen.
Ich selbst werde währenddessen noch zusammengenäht und nachdem der Chefarzt seinen Part erledigt hat und den OP nach einem kurzen Gespräch mit mir verläßt, wird die Hautnaht von einem Plastischen Chirurgen übernommen. Der ist total gut drauf und wir unterhalten uns nebenher über die besten Ausgehmöglichkeiten in München und Düsseldorf und zu guter Letzt darf ich dann doch noch ein bißchen hinter das OP-Tuch gucken und zusehen was er da so treibt
Danach werde auch ich in den Kreißsaal gefahren und darf die Kleine zum ersten Mal anlegen. Das klappt sofort sehr gut und gefällt uns beiden. Sie wirkt ganz entspannt und ich bin einfach nur glücklich.
Unsere Hebamme macht noch Fußabdrücke von ihr und bindet uns eines von diesen süßen Perlenarmbändern die man eigentlich nicht mehr nutzt, aber genau wie ich findet sie die viel hübscher als Andenken als die Laserbänder die man heute so bekommt.
Dann wird Naya zum ersten Mal gebadet und weil ich ja nur vom Bett aus zuschauen kann nimmt mein Mann alles mit dem Camcorder auf – den hatte ich mir nämlich im OP verbeten
Endlich ist auch unser Familienzimmer bezugsfertig und wir können einziehen. Ich bekomme noch Schmerzmittel, aber sobald die Infusion durchgelaufen ist, wird der Zugang noch am selben Nachmittag entfernt. Am Nächsten Morgen kommt auch der Katheter raus und ich darf aufstehen.
Insgesamt verbringen wir 4 Tage im Krankenhaus und sind damit genauso schnell draußen wie das Pärchen im Nachbarzimmer das zeitgleich mit uns am Dienstag früh ankam und natürlich entbunden hat.
Die ersten 2 Tage war ich noch ziemlich wackelig, aber ab dem 3. Tag ging es steil bergauf. Wir haben unsere Kleine rund um die Uhr allein versorgt. Mein Mann hat mir dabei aber auch viel abgenommen, sie mir zum Stillen gebracht und sie gewickelt als ich noch nicht aufstehen konnte und sich auch sonst total süß um seine zwei Frauen gekümmert. Für uns beide war die Geburt, so wie sie verlaufen ist, ein schönes Erlebnis und obwohl ich es eigentlich auch so erwartet hatte, war es letztendlich sogar noch schöner/entspannter als ich vermutet hatte.
Heute ist Naya schon 10 Tage alt und hat gestern die Nabelschnur verloren. Ich darf zwar noch nicht so schwer heben, aber abgesehen davon fühle ich mich schon wieder richtig fit. Der Alltag mit der Kleinen ist natürlich ein ganz anderer und alles erfordert jetzt mehr Zeit und Organisation – vor allem wenn es um außerhäusliche Aktivitäten geht Unglaublich was man alles so mitschleppt wenn man ein Neugeborenes dabei hat. Meine Mamahormone gehen auch noch regelmäßig mit mir durch wenn ich sie anschaue und mich täglich neu und noch mehr in sie verliebe.
So und nachdem ich jetzt 4 Tage lang häppchenweise an diesem Bericht geschrieben habe, bitte ich um Nachsicht bezüglich Dopplungen, Rechtschreib- und sonstigen Fehlern
Ich hoffe ich kann damit vielleicht auch der ein oder anderen die Angst vor einem KS nehmen. Wenn man sich bewußt darauf einläßt, kann auch eine unterstütze Geburt ein wunderschönes Erlebnis sein und am Ende zählt sowieso nur „das süßeste Kind der Welt“ das dabei heraus kommt.
Hier mal MEIN süßestes Kind der Welt:
http://www.babygalerie24.de/babygalerie/index.php?open=browse&khaus=1138&year=2011&show=240942
LG
2*