30/08/2010 13:21:57
So, nun endlich, der etwas andere Geburtsbericht
Montag bis Donnerstag:
INNERE UNRUHE MACHT SICH BREIT
Eine gewisse Ahnung lässt mich wie blöd alles Restliche fertig stellen, erledigen und sogar einen Entspannungstermin von Montag auf Donnerstag verschieben. Gut so!
(Hab Donnerstag Nachmittag noch Rescue Tropfen gekauft, die hab ich dann allerdings ganz vergessen zu nehmen!)
Donnerstag, 12.08.
Ich habe den dringenden Wunsch noch einmal Hamburger zu essen. Denn nach der Entbindung wird nur noch gesund gegessen (so der Plan!). Da das nächste „M“ zu weit weg erscheint, werden sie selbst gemacht. Gesagt, getan, danach vors TV. Gegen kurz nach elf ins Bett noch ein bisschen lesen. Irgendwo zwischen 23:30 und 23:45 geh ich sicherheitshalber mal auf die Toilette, denn durch meine schmerzende Hüfte komme ich nachts ja nicht mehr so gut raus. Auf dem Rückweg, noch im Bad, gibt’s einen Platsch und die Hose ist nass. Geschaut und beschlossen, aus der (Harn-)blase ist es nicht. Also Rückweg aufs Klo. Es plätschert immer mal wieder und ein Mini-Schleimpfropf ist sichtbar.
„Ähm, Schatz, ich glaube wir fahren dann mal ins Krankenhaus!“
So schnell war der noch nie ausm Bett!
„Mit dem Auto oder Krankenwagen?“
*plätscher*
„Äh, ja, ich denke Krankenwagen!“
„110 oder 112?“
„112“
Schatz telefoniert und ich leg mich sicherheitshalber mal auf den Boden, das Handtuch was dort hing unter den Hintern gelegt und versuche irgendwie die nasse Hose auszuziehen. Als der Anruf geklärt war, hab ich dies und jenes geordert („denk an die Tasche“ „hol mir mal ne frische Hose“ „und eine dicke Binde“) und bevor ich ausreden konnte, stromerte der Liebste schon los, allerdings ohne Plan, er hörte ja nie richtig zu….war immer schon losgetigert, bevor ich zu Ende gesprochen hatte. Ich begann zu zittern (und zu lachen, es war einfach zu verquer!), Fliesen sind eben doch kalt. Hab also den Bademantel geordert zum zudecken – reichte nicht. Bekam noch eine dicke Decke - reichte nicht. War wohl auch die Aufregung!
Zwei nette Sanitäter kamen, ich in Schlabber-T-Shirt, Socken mit Farbflecken (vom Streichen) und einer, mal wieder, nassen Unterhose und dann per RTW ins Krankenhaus. PRIMA! Genau so hatte ich mir den schlimmsten Fall ausgemalt – da war er! *g*
Kurze Info an die Sanis und dann wurde die Plastiktrage geholt, auf die bin ich dann liegenderweise draufgerobbt und wurde dann von drei Mann auf die Trage geschleppt, die draussen vor der Tür wartete. Da war mir dann erstmal ganz komisch, so bewegt zu werden und dann mit dem Kopf voraus…..ui ui ui. Dann wurde ich in den Wagen gepackt und hab erstmal klar gestellt, dass ich viel Ablenkung brauche, da mir sonst sicher anders wird. Der nette Sanitäter hat mich dann mit Fragen gelöchert und wir kamen gegen Mitternacht im Krankenhaus an.
Dort ging es Richtung Kreißsaal. Dort habe ich dann nur noch mal dran erinnert, dass es eine BEL ist, denn ich sollte IN einen Kreißsaal, was mich erst irritierte. Dort wurden die üblichen Sachen überprüft. Da verliert man echt jedes Schamgefühl! Die gucken einem ja echt überall hin. Die Ärztin war total nett, obwohl sie schon über 24h Dienst hatte. Die Hebamme, naja, die anderen waren netter! Die Ärztin sagte was von morgen früh und ich musste nachhaken. Ich dachte, das wäre jetzt eine Sache von Minuten bis ich OP liege. Aber ich sollte bis zum nächsten morgen warten. Ich bekam eine halbe Aufklärung der Risiken (die waren noch zusätzlich im OP beschäftigt und etwas durcheinander), unter anderem dass es schon mal passieren kann, dass sie die Babys anritzen. Daraufhin sagte ich: „Und sie sagen mir jetzt, das es gaaaaaaaaaaaanz selten passiert!“ „Ja ist selten, meist nur oberflächlich und es musste in meiner Laufbahn nur ein einziges Mal mit nur einem Stich genäht werden!“ Na denn.
Freitag der Dreizehnte! Mal wieder ein Glückstag!
Gegen 2 Uhr (so rückblickend geschätzt) erinnerte ich mich an meine Atemübungen und begann also zu atmen, war irgendwie angenehmer….Schatz tigerte zum CTG und sagte „oh du hast ja Wehen!“ Ach so! (Da fiel es mir erst auf!) Deswegen atme ich hier! Ich Depp! Klar! Das sind Wehen! Oh Mann! Gut, also: weiter atmen!
Gegen 2:30 wurde ich auf Station gebracht, sollte versuchen zu schlafen! Ja nee ist klar! Wir hatten ausserdem die Info, dass ich irgendwann zwischen 9 und 10 dran wäre. Ich solle mich melden, wenn die Wehen stärker werden. Tja und das ist leichter gesagt als getan. Ohne Uhr, wenn man sich nicht traut sich zu bewegen und man daher so gar kein Zeitgefühl hat. Also wehte ich in meinem Bett so vor mich hin. Ohne Zeitplan. Keine Ahnung wie oft sie kommen oder wie lange sie dauern oder ob sie jetzt wirklich stärker sind. Bis irgendwann eine Hebamme kam und ich wegen dem Veratmen nicht wirklich antworten konnte.
„Frau X. kann es sein, dass die Wehen stärker geworden sind?“
„Weiß nicht, kann sein. Ja, glaub schon“
Die Hebamme war total nett und hat sich dann drum gekümmert, dass ich früher in den OP komme. Sicherheitshalber. Gegen 6:45 ging es los. Thrombosestrümpfe, Rasur (ganz nett!!) und immer mal wieder atmen, atmen, atmen. Man suchte immer noch meinen Mutterpass, den hatte der Liebste nämlich einfach wieder eingepackt. Und ich habe minütlich daraufhin gewiesen, man solle ihn doch anrufen, nicht das er losfährt und das Ding liegt zu Hause. Das Spiel ging bis halb 7:30 Uhr und so langsam bekam ich Angst, dass man ihn nicht anruft und ich gleich da alleine im OP liege. Immerhin ging er ja noch von 9 bzw 10 Uhr aus. Dann kam er. Zum Glück! Und den MuPa auch dabei. Mir wurde sämtlicher Schmuck geklaut, auch mein Edelsteinarmband, was mir bis dahin als Glücksbringer und Angsthemmer ums Handgelenk hing. Atmenderweise ging es Richtung Kreißsaal, dort wehte ich weiter und ignorierte 2x den Anästhesisten der mich eigentlich aufklären wollte und Unterschriften von mir haben wollte. Beim zweiten Mal sagte er „jetzt hört sie mir schon wieder nicht zu“ „aber das macht sie prima“ Dem Liebsten hab ich zwischendurch auch mal die Finger festhalten müssen, denn der hat mich in den Wehen im Nacken krabbeln wollen, das konnte ich aber da überhaupt nicht leiden.
Wann es genau in den OP ging weiß ich nicht mehr. Ich musste erst auf die eine Liege, dann noch mal auf den OP Tisch krabbeln. Und ab da hab ich einen mehr oder wenige Blackout. Ich war wach, ich war da, ich hatte keine Schmerz- oder Beruhigungsmittel (hab nachher noch einmal nachgefragt, war mir selbst unheimlich – so ruhig!), aber ich war irgendwie weg. Total entspannt, die Stimme meiner Hebamme im Ohr, atmete, konzentrierte mich auf mich. Irgendwann schaute ich auf, Schatz kam rein. Schick im blauen OP-Dress. Hab dann mit zwei Fingern (der Rest war verkabelt) seine Hand gehalten (oder er meine?!). Die Betäubung drückte, dachte ich, aber es war ne Wehe. Ich atmete. „Jetzt nicht bewegen“ Ich atmete. Und ich weiß nicht mehr ob ich die Spinale überhaupt gemerkt habe. Das einzige was ich noch weiß ist der Stromschlag ins rechte Bein. Danach wurde ich gebettet. Es wurde gedrückt, gerüttelt, gesprochen und und und. Ich habe den Liebsten zugequastscht, wollte nicht hören was die da vorne sprechen.
Das Gefühl war schon eckelig genug, man spürt alles, irgendwas kitzelte mich, im nachhinein war es wohl das Legen des Katheters. Auch auf dem Bauch spürte ich fast jede Berührung und hatte schon Panik ich spüre gleich den Schnitt. Irgendwann sagte man mir „es drückt jetzt gleich etwas“ Und wie das drückte. Ich hab mich konzentriert damit der Mageninhalt drin bleibt. Hat geklappt Und dann sagte jemand „32“ (Geburtsminute! 8:32) und Schatz meinte kurze Zeit später „er ist da!“ Und dann hörten wir ihn auch, im Vorzimmer bei der Hebamme. Kurze Zeit später war er bei uns, lag Gesicht zu Gesicht neben mir und Schatz hielt ihn fest. Weiß nicht wie lange er da war, aber es war schööööööööön! Dann irgendwann nahm ihn die Hebamme wieder, öffnete das Handtuch, sagte „sehen sie, alles dran!“ und ging mit ihm und meinem Mann raus. Prima, da lag ich nun alleine. Hab dann den Anästhesisten zugequatscht.
Irgendwann sagte einer der Ärzte:
„War das eben auch schon so?“
„Wo rohe Kräfte sinnlos wallten!“
Und noch mal die Frage „War das eben auch schon so?“
Und ich befürchtete schon, man habe irgendwas eingenäht und ich müsse noch mal aufgemacht werden. War aber nicht so. Was genau die da veranstaltet haben, weiß ich nicht. Aber in mir ist nur das was auch dahin gehört und Nähte
Einige Zeit später wurde ich wieder umgebettet und in den Kreißsaal gefahren. Schatz und Zwerg kamen nach. Danach kam nur noch kuscheln, telefonieren und die erste Dosis Schmerzmittel.
Achja und die Ärztin kam nochmal:
„Ähm, ich hab ihrem Sohn einen kleinen Ritzer am Po gemacht. Ist aber nicht tief, nur oberflächlich!“
Ja ist es zu fassen! War wirklich nur oberflächlich.
(Und sie hat dem Oberarzt gesagt er solle einen kleinen Schnitt machen, es sei auch nur ein kleines Baby! Sie war beim Verbandswechsel ganz entzückt von „dieser schönen Narbe“. Naja!)
So langsam erhole ich mich von allem und den Faden hab ich mir sogar selbst gezogen, denn an dem Tag hatte ich dann doch noch mal meine Panikattacken von der allerfeinsten Sorte. Die Hebamme hat nur einen Knoten gelöst und ich hab ihn später selbst gezogen.
So, ich hoffe ihr habt durchgehalten.