20. Juli 2018
Die Italienische Hochzeit
Was könnte die italienische Lebenslust besser beschreiben als "La Dolce Vita" - Das süße Leben. Im Land von Pasta, Pizza und vor allem Amore werden Genuss, Temperament und die Liebe daher ganz groß geschrieben. Da verwundert es kaum, dass gerade italienische Hochzeiten mit viel Leidenschaft und geprägt von reichlich romantischen Traditionen gefeiert werden.
Der Heiratsantrag in Italien
Ein klassischer italienischer Heiratsantrag, wie er vor allem im Süden Italiens praktiziert wird, erinnert an die berühmte Balkonszene aus Shakespeares Romanze "Romeo und Julia". Hier beginnt der Antrag des werbenden Bräutigams unter dem Fenster seiner Herzdame mit einem romantischen Ständchen - der Serenade. Öffnet seine Herzdame das Fenster und gibt dem zukünftigen Bräutigam ein Zeichen, so hat sie den Heiratsantrag damit angenommen. Bleibt das Fenster geschlossen, so kommt dies einer Ablehnung gleich.
In anderen Gegenden ist es üblich, dass der Mann seiner Liebsten einen Holzklotz vor die Tür legt, um um ihre Hand anzuhalten. Holt die zukünftige Braut den Holzklotz ins Haus, nimmt sie damit den Heiratsantrag an, andernfalls stößt sie ihn von der Tür weg.
Standesamtliche und kirchliche Trauung
Wie in Deutschland ist auch in Italien eine standesamtliche Trauung Voraussetzung für die Eheschließung. Da ein Großteil der italienischen Bevölkerung katholischen Glaubens ist, werden die meisten italienischen Hochzeiten durch die kirchliche Heirat gekrönt. Alle Brautpaare, die kirchlich heiraten und auf die separate Hochzeit im Standesamt verzichten möchten, können von der "Konkordatsehe" Gebrauch machen. Denn anders als in Deutschland hat der italienische Staat der Kirche das Recht übertragen, auch standesamtliche Trauungen durchzuführen. In diesem Fall wird die Ehe des glücklichen Brautpaars zu Beginn der kirchlichen Zeremonie durch den Pfarrer zunächst standesamtlich und anschließend vor Gott geschlossen.
Freie Trauungen an einem Ort außerhalb der Kirche oder des Standesamtes sind möglich, jedoch haben sie keine Rechtsgültigkeit und damit einen rein symbolischen Charakter.
Besonderheiten des Hochzeitsoutfits
Am Tag vor der Hochzeit trägt die glückliche Braut traditionsgemäß die Farbe grün, welche für die Fruchtbarkeit steht. Am Hochzeitstag selbst entscheidet sich die klassische italienische Braut jedoch für ein weißes Hochzeitskleid und einen Schleier, den sie als Symbol für ihre Unschuld über dem Gesicht trägt. Das Zerreißen des Schleiers soll dem Hochzeitspaar Glück bringen - natürlich nur, wenn die Braut einverstanden ist.
Auf Goldschmuck verzichtet die Braut jedoch nach alter Tradition bis nach der Zeremonie, da dem Brautpaar andernfalls Unglück drohen würde.
Um das Glück der Verliebten noch perfekter zu machen, trägt der Bräutigam ein kleines Eisenstück in der Hosentasche, um böse Geister zu vertreiben.
Der Hochzeitstag bei der Italienischen Hochzeit
Natürlich gestaltet das Brautpaar seine Hochzeit heutzutage individuell nach seinen persönlichen Vorstellungen und Wünschen. Trotzdem möchten wir Ihnen gerne eine Vorstellung davon geben, wie eine klassische italienische Hochzeit in etwa aussieht.
Schon bei der Wahl des perfekten Termins sollte das Brautpaar genau in den Kalender schauen, sofern es an alten Aberglauben festhalten möchte. Während Hochzeiten an einem Dienstag oder Freitag Unglück verheißen, sind Samstage für Witwen reserviert, die noch einmal ihre Liebe gefunden haben und ein weiteres Mal heiraten möchten. Somit finden die meisten Hochzeiten in Italien an einem Sonntag statt.
Klassischerweise beginnt eine italienische Hochzeit bereits am Morgen mit der kirchlichen Trauung. Dabei übernimmt der Brautvater eine wichtige Rolle: Nachdem er in der Nacht vor der Hochzeit darauf Acht gegeben hat, dass Braut und Bräutigam sich nicht zu Gesicht bekommen, führt er seine geliebte Tochter am Hochzeitstag zur Kirche und überreicht sie dort dem glücklichen Bräutigam, der fortan für sie sorgen soll. Einem anderen Brauch zufolge geht das Brautpaar am Hochzeitstag gemeinsam zu Fuß zur Kirche. Die Bewohner der Städte legen dem Paar Hindernisse in den Weg, um zu prüfen, ob es in Zukunft auch "holprige" Situationen gemeinsam meistern wird.
Noch vor dem Einzug in die Kirche hat das Brautpaar dann häufig eine weitere Aufgabe zu lösen. So wird der Kircheneingang gerne von Verwandten oder Freunden mit einer Schleife versiegelt, welche das Paar gemeinsam lösen muss.
Nachdem die Hochzeitsgesellschaft im Anschluss an die Trauung an der Festlocation angekommen ist, wird ein üppiges Festmahl aufgetischt. Gutes Essen wird in Italien groß geschrieben und so versteht es sich von selbst, dass bei der Hochzeit ausreichend Zeit für den Verzehr des ausgiebigen Menüs eingeplant wird. Ein Spanferkel oder ein gegrilltes Lamm gehören ebenso zum Hochzeitsmahl - welches zwischen 4 und 10 Gänge umfassen kann - wie Pasta sowie frisches Obst und Gemüse. Erst, wenn der letzte Gang serviert wurde, wird es Zeit für das Anschneiden der Hochzeitstorte. Abgeschlossen wird das Hochzeitsessen mit Kaffeespezialitäten und Likören.
Gut gestärkt kann im Anschluss die Tanzfläche eröffnet werden - der Startschuss für eine ausgelassene Hochzeitsfeier! Gerade in Süditalien erheben sich die Gäste dann gerne zur Tarantella, einem Volkstanz zu schneller, traditioneller Musik.
Direkt im Anschluss an die Hochzeit startet das Brautpaar in seine romantischen Flitterwochen.
Italienische Hochzeitsbräuche
Scherben bringen Glück
Im Anschluss an die Hochzeitszeremonie wird dem frisch angetrauten Ehepaar eine Vase oder ein Glas überreicht. Das zerbrechliche Gefäß wird von den Frischvermählten zerschmettert, wobei die Anzahl der Scherben die Anzahl glücklicher Ehejahre symbolisiert.
Gastgeschenke: Bonboniere und Hochzeitsmandeln
Mit Bonboniera wird die ziervolle Verpackung eines traditionellen Geschenks der Brautleute an die geschätzten Gäste bezeichnet. Schmuckvoll verpackt werden beispielsweise kleine Porzellanfiguren, Bilderrahmen oder Kerzenständer verschenkt. Auch Hochzeitsmandeln sind ein beliebtes Gastgeschenk zur Hochzeit. In Italien werden sie Confetti genannt und symbolisieren Gesundheit, Wohlstand, Glück, Fruchtbarkeit und ein langes Leben für das Brautpaar.
"Sie dürfen die Braut nun küssen"
... und vom Küssen können die Italiener (gerade auf der Hochzeit) gar nicht genug bekommen. Mit dem Ausruf "Bacio!" fordern die Hochzeitsgäste das Brautpaar immer und immer wieder zum Kuss auf. Nur, wenn der Kuss auch intensiv genug war, geben sie sich zufrieden. Tatsächlich lässt die Hochzeitsgesellschaft oft nur nach langer Zeit locker. Da auf andere Spiele bei italienischen Hochzeiten im Großen und Ganzen verzichtet wird, finden die Gäste besonders viel Spaß daran, Braut und Bräutigam auf diese Weise zu beschäftigen. So kommt es mitunter vor, dass das Brautpaar während der Hochzeit kaum zum Essen kommt, da es stets mit Küssen beschäftigt ist.